Deutsche Tageszeitung - Verzweifelte Suche nach Überlebenden nach schwerem Erdbeben in Mexiko

Verzweifelte Suche nach Überlebenden nach schwerem Erdbeben in Mexiko


Verzweifelte Suche nach Überlebenden nach schwerem Erdbeben in Mexiko
Verzweifelte Suche nach Überlebenden nach schwerem Erdbeben in Mexiko / Foto: ©

In einem Rennen gegen die Zeit haben Bergungsteams in Mexiko nach möglichen Überlebenden des schweren Erdbebens am Dienstag gesucht. Die gesamte Nacht über durchforsteten Soldaten, Polizisten und freiwillige Helfer die Trümmer eingestürzter Häuser in Mexiko-Stadt und anderen Orten im Zentrum des Landes. Bei dem Beben starben mindestens 217 Menschen, darunter auch mindestens 21 Kinder einer eingestürzten Schule.

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Das Erdbeben der Stärke 7,1 erschütterte am frühen Dienstagnachmittag (Ortszeit) das Zentrum des Landes - genau am Jahrestag eines anderen verheerenden Bebens, bei dem vor 32 Jahren 10.000 Menschen gestorben waren. Allein in Mexiko-Stadt stürzten mindestens 50 Gebäude ein, darunter die im Süden gelegene Grund- und Mittelschule Enrique Rebsamen. Mindestens 21 Kinder und fünf Erwachsene starben, mindestens elf Kinder konnten lebend aus den Trümmern gerettet werden.

Mindestens 30 Kinder und mehrere Lehrer wurden aber noch vermisst, und die ganze Nation verfolgte atemlos die Suche nach ihnen. Hunderte Soldaten, Polizisten und Freiwillige versuchten die gesamte Nacht über, eine verschüttete Lehrerin und zwei Kinder aus den Trümmern zu retten, zu denen sie zuvor Kontakt herstellen konnten.

"Niemand kann sich meinen Schmerz vorstellen", sagte Adriana Fargo, während sie hilflos den Bergungsbemühungen zuschaute. Seit dem Einsturz hat sie keine Nachricht mehr von ihrer siebenjährigen Tochter. Auch Präsident Enrique Peña Nieto verfolgte vor Ort die Bergungsversuche. Er warnte, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte. Unterdessen wurde erste Kritik an der Bauweise der Schule laut. Ihr fehle ein besonderer Bebenschutz, hieß es.

Das Epizentrum des Bebens lag zwischen den Bundesstaaten Puebla und Morelos nahe der Hauptstadt. In Puebla starben nach Angaben des Zivilschutzes 43 Menschen, 71 in Morelos, 17 weitere in México, Guerrero und Oaxaca. Den größten Schaden erlitt jedoch Mexiko-Stadt mit seinen 20 Millionen Einwohnern. Allein dort wurden 86 Menschen getötet.

In der Stadt spielten sich chaotische Szenen ab: Ampeln fielen aus, der Verkehr kam zum Stillstand, Sirenen heulten, Menschen schrien und rannten zwischen den Autos herum, Rettungsfahrzeuge versuchten, sich einen Weg zu bahnen. Auch in der Nacht waren die Parks und Plätze voller Menschen, die nicht in ihre beschädigten Wohnungen zurückkehren wollten oder konnten.

Viele erinnerten sich an die Erdbeben-Tragödie vom 19. September 1985. Erst am Dienstagmorgen, wenige Stunden vor dem neuerlichen Beben, hatte wie jedes Jahr am 19. September, eine Übung für den Katastrophenfall stattgefunden.

"Es ist der gleiche Albtraum wie 1985", schluchzte die 52-jährige Georgina Sanchéz. "Ich kann nicht glauben, dass es wieder an einem 19. September passiert", rief die 45-jährige Amamia Sanchéz. Der 45-jährige Lazaro Frutis sagte, das "Schlimmste" sei, "dass wir nicht wissen, was mit unseren Familien ist", sagte er.

US-Präsident Donald Trump bot dem Nachbarland Hilfe an. "Wir sind bei Euch und werden für Euch da sein", schrieb er auf Twitter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach ebenso wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) den Opfern ihr Beileid aus. Deutschland stehe an der Seite Mexikos. Papst Franziskus erklärte, er bete für alle Mexikaner. Israel schickte 70 Soldaten, darunter 25 Techniker. Sie sollen Gebäude und Infrastruktur auf ihre Sicherheit untersuchen.

Erst vor anderthalb Wochen waren bei einem starken Beben im Süden des Landes mindestens 90 Menschen ums Leben gekommen. Der Erdstoß der Stärke 8,2 war der heftigste in Mexiko seit 100 Jahren.

(W.Budayev--DTZ)