Deutsche Tageszeitung - WHO: Vier von fünf Jugendlichen weltweit sind Bewegungsmuffel

WHO: Vier von fünf Jugendlichen weltweit sind Bewegungsmuffel


WHO: Vier von fünf Jugendlichen weltweit sind Bewegungsmuffel
WHO: Vier von fünf Jugendlichen weltweit sind Bewegungsmuffel / Foto: ©

Vier von fünf Jugendlichen weltweit bewegen sich zu wenig. Wie ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigt, erreichen nur 81 Prozent der Jugendlichen die von der WHO empfohlene Bewegung von mindestens einer Stunde pro Tag. Vor allem Mädchen müssten sich dringend mehr bewegen, forderte die WHO am Freitag. Denn Mädchen sind in fast allen Ländern noch inaktiver als Jungen.

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"Wir müssen unbedingt mehr tun", sagte die Ko-Autorin der Studie, Leanne Riley, in Genf. Andernfalls drohe ein "sehr düsteres Gesundheitsbild" der Jugend. Nach Angaben der WHO nutzt Bewegung den Jugendlichen nicht nur gesundheitlich, sondern auch in ihrer kognitiven Entwicklung - und damit beim Lernen.

Der Bericht, in dem die WHO erstmals den Bewegungsmangel von Jugendlichen weltweit untersucht hat und der in der Fachzeitschrift "Lancet Child & Adolescent Health" veröffentlicht wurde, basiert auf Umfragen aus den Jahren 2001 bis 2016. Dabei wurden 1,6 Millionen Schüler zwischen elf und 17 Jahren in 146 Ländern befragt.

81 Prozent der Jugendlichen kommen demnach nicht auf die empfohlene Stunde Bewegung pro Tag - dazu zählt die WHO nicht nur Sport im Verein, sondern auch Spielen, Laufen und Radfahren.

Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Ländern und Weltregionen. "In vielen, vielen Ländern kommen zwischen 80 und 90 Prozent der Jugendlichen den Empfehlungen für körperliche Aktivität nicht nach", sagte die Hauptautorin der Studie, Regina Guthold. In Südkorea war der Anteil an inaktiven Kindern mit 94 Prozent am höchsten, während er in Bangladesch mit 66 Prozent am niedrigsten war.

Besonders wenig bewegen sich in den allermeisten Ländern die Mädchen: Nur 15 Prozent erreichen die WHO-Empfehlung, bei den Jungen sind es 22 Prozent. Nur in vier Ländern - in Afghanistan, Samoa, Tonga und Sambia - waren die Mädchen aktiver als Jungen. Und während die Zahl der Bewegungsmuffel bei den Jungen von 2011 bis 2016 von 80 auf 78 Prozent leicht zurückgegangen ist, liegt sie bei den Mädchen konstant bei 85 Prozent.

In einigen Ländern ist dies den Experten zufolge offenbar auf den kulturellen Druck zurückzuführen, unter dem Mädchen stehen, weil etwa von ihnen erwartet wird, zu Haus zu bleiben.

Viele Sportangebote seien aber auch "mehr auf Jungen zugeschnitten", sagte Guthold. Damit erklärt die WHO etwa den besonders großen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen in den USA und Irland, der in beiden Ländern bei mehr als 15 Prozentpunkten liegt. Ein ehrgeiziger nationaler Aktionsplan, der in den USA seit 2010 für mehr Bewegung sorgen soll, scheine "aus irgendeinem Grund nur Jungen zu erreichen".

Die Gründe für den Bewegungsmangel der Jugend wurden in dem Bericht nicht untersucht. Ko-Autorin Riley erklärte jedoch, die digitale Revolution scheine "das Bewegungsmuster von Jugendlichen verändert zu haben". Die Digitalisierung rege die Jugendlichen dazu an, "mehr zu sitzen und weniger aktiv zu sein". Nach Einschätzung der WHO wird es für Jugendliche zudem immer schwieriger, etwa mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule zu kommen.

Eigentlich will die UNO den Anteil der Jugendlichen und Erwachsenen mit zu wenig Bewegung bis 2030 um 15 Prozent senken. Für die Jugendlichen könne dieses Ziel kaum eingehalten werden, warnte Riley. Um für mehr Bewegung zu sorgen und Fettleibigkeit zu bekämpfen, müssten die Länder dringend mehr tun.

(Y.Ignatiev--DTZ)