Moskau führt in Pandemie elektronischen Passierschein zur Bürgerüberwachung ein
Moskaus Behörden haben einen elektronischen Passierschein eingeführt, um die Bewegungen der Menschen während der Corona-Krise zu überwachen. Eine entsprechende Website zur Beantragung der Pässe wurde am Montag freigeschaltet. Das System soll dann ab Mittwoch einsatzbereit sein, teilten die russischen Behörden mit. Einen Passierschein brauchen alle Bürger, die mit dem Auto oder dem Nahverkehr während der verhängten Ausgangsbeschränkungen unterwegs sind.
Das System kann nach Angaben der Behörden bei Bedarf auch ausgeweitet werden, unter anderem um auch die Wege der Menschen in ihren Nachbarschaften zu kontrollieren.
Ursprünglich war geplant, den Hauptstadt-Bewohnern scanbare Barcodes zuzuweisen, um zu überprüfen, ob sie sich an die strengen Eindämmungsmaßnahmen halten. Demnach hätten die Menschen für jeden Gang nach draußen online einen neuen Code beantragen müssen, was auf heftige Kritik stieß. Der Plan wurde schließlich zugunsten der elektronischen Passierscheine fallen gelassen.
Moskaus Einwohner dürfen ihre Häuser seit dem 30. März nur verlassen, um mit ihren Hunden Gassi zu gehen, den Müll rauszubringen und das nächste Lebensmittelgeschäft oder die nächste Apotheke aufzusuchen. Trotz der Eindämmungmaßnahmen hat sich die dicht besiedelte Hauptstadt mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern zum Epizentrum der Coronavirus-Epidemie in Russland entwickelt. Die Behörden meldeten 10.158 Infektions- und 72 Todesfälle. Die Krankenhäuser stoßen an ihre Belastungsgrenzen.
Insgesamt haben sich in Russland nach offiziellen Angaben bislang 15.770 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt, 130 Todesfälle wurden gemeldet. Experten vermuten jedoch, dass die tatsächlichen Zahlen weitaus höher liegen.
(P.Vasilyevsky--DTZ)