
EU-Behörde warnt bei Lockerung von Corona-Maßnahmen vor falschen Erwartungen

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat bei der beginnenden Lockerung von Maßnahmen gegen das Coronavirus davor gewarnt, falsche Erwartungen in der Bevölkerung zu wecken. "Das ist ein Marathon und kein Sprint", sagte ECDC-Leiterin Andrea Ammon am Montag bei einer Anhörung im Europaparlament. Die Menschen müssten "sich mental darauf vorbereiten, dass das nicht so bald enden wird".
Ein Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen müsse "Schritt für Schritt" erfolgen und von einer "genauen Beobachtung" der Auswirkungen auf die Fallzahlen begleitet werden, sagte Ammon in einer Video-Konferernz des Gesundheitsausschuss des EU-Parlaments. Vorerst werde es deshalb "kein Zurück zur Normalität" geben.
"Wir dürfen in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen", sagte die deutsche Ärztin. "Das Virus wird nicht verschwinden, solange es noch keinen Impfstoff gibt." Trotz beschleunigter Zulassungsprozesse könne dies nach einem Durchbruch in der Entwicklung wegen nötiger Tests noch dauern.
Bei Infektionen sei auch weiter eine möglichst genaue Nachverfolgung der Kontaktpersonen der Betroffenen nötig, um die Eindämmung des Virus nicht zu gefährden, sagte Ammon. Handy-Apps könnten dazu einen Beitrag leisten. Sie seien aber "keine Wunderwaffe", sondern "nur ein Werkzeug", das die Ermittlung von Kontaktpersonen erleichtern könne.
Ammon warnte gleichzeitig davor, das Tragen einfacher Schutzmasken in der Öffentlichkeit überzubewerten. Sie könnten "ein falsches Gefühl der Sicherheit" geben, sagte sie. Sie schützten nicht den Träger, sondern bestenfalls andere. Zudem gebe es bisher nur wenige wissenschaftliche Belege, dass solche Masken zur Eindämmung der Ausbreitung der Krankheit beitragen könnten.
Masken könnten deshalb nur "als zusätzliches Werkzeug" im Kampf gegen Covid-19 gesehen werden, sagte Ammon. Empfehlungen zu sozialen Abstandsregeln und regelmäßigem Händewaschen sollten auch bei einer Lockerung von Maßnahmen deshalb weiterbefolgt werden.
Mehr Forschung forderte Ammon bei der Frage, ob Menschen mit Antikörpern tatsächlich immun seien. Dies sei noch immer nicht klar und müsse nun dringend geklärt werden, sagte sie.
Ammon zufolge verzeichnen fast alle Länder in Europa inzwischen einen "deutlichen Rückgang" beim Anstieg der Infektionszahlen. Nur in Bulgarien stiegen diese noch deutlich an. In vier weiteren Ländern - Polen, Rumänien, Schweden und in Großbritannien - gebe es keine substanziellen Änderungen.
(W.Budayev--DTZ)