Südkoreas Behörden suchen mit Handy-Daten nach möglichen Corona-Infizierten
Nach einem erneuten Anstieg der Neuinfektionen suchen Südkoreas Behörden mit Handy-Daten und der Polizei nach möglichen Corona-Infizierten unter tausenden Club-Besuchern. Bis Dienstag wurden bereits 101 Infektionen mit dem neuen Ansteckungsherd im Ausgehviertel Itaewon in der Hauptstadt Seoul in Verbindung gebracht, wie Bürgermeister Park Won Woon mitteilte. Mehr als 10.000 Menschen, die laut ihren Handy-Daten in Itaewon gefeiert haben, sollen sich nun testen lassen.
Südkorea war zu Beginn der Coronavirus-Pandemie das am zweitstärksten betroffene Land nach China. Durch umfangreiches Testen und das Nachverfolgen von Kontakten konnte der Ausbruch aber unter Kontrolle gebracht werden - die Zahl der Neuinfektionen ging deutlich zurück.
Nach dem erneuten Anstieg in Seoul waren die Behörden anfangs davon ausgegangen, dass die Fälle alle auf einen 29-jährigen Mann zurückgehen, der Anfang Mai in mehreren Bars und Clubs in Itaewon war. Inzwischen gehen die Behörden aber von mehreren Überträgern aus.
Von den Mobilfunkbetreibern hat die Stadtverwaltung nun die Daten von 10.905 Menschen bekommen, die sich in den vergangenen zwei Wochen in Itaewon aufgehalten haben. Sie wurden nach Angaben des Bürgermeisters per SMS aufgefordert, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. Gut 7000 Betroffene ließen sich bereits testen. Fast 2000 Betroffene waren nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde aber nicht erreichbbar - sie sollen nun mit Hilfe tausender Polizisten ausfindig gemacht werden.
Die Zurückhaltung vieler Clubgänger könnte damit zusammenhängen, dass auch mehrere Schwulenclubs in Itaewon betroffen sind - im konservativen Südkorea ist Homosexualität zwar legal, aber immer noch ein Tabu. Die Behörden haben den Betroffenen nun Anonymität zugesichert - seitdem hat sich die Zahl der Getesteten nach Angaben des Bürgermeisters verdoppelt.
Seoul, die benachbarte Provinz Gyeonggi und die Städte Incheon und Daegu haben wegen der neuen Ansteckungsfälle bereits die Schließung aller Clubs und Bars angeordnet. Auch die für Mittwoch geplante schrittweise Wiedereröffnung der Schulen wurden verschoben.
Insgesamt haben sich in Südkorea mittlerweile mehr als 10.900 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Am Dienstag meldeten die Behörden 27 neue Fälle.
(W.Budayev--DTZ)