
Verbliebene Dschihadisten in letzter Bastion unter heftigem Beschuss

Von ihrer letzten Bastion in Syrien haben die verbliebenen Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) am Mittwoch noch einmal einen Angriff gestartet. Nachdem sich am Vortag erneut tausende Dschihadisten ergeben hatten, griff die IS-Miliz im Morgengrauen unter dem Schutz eines Sandsturms die Belagerer mit Selbstmordattentätern an. Während schwarzer Rauch über dem Dorf Baghus hing, waren heftige Explosionen zu hören.
"Die letzten Stunden der IS-Miliz haben begonnen", sagte Dschiaker Amed von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF), die das Dorf an der irakischen Grenze seit Monaten belagern. Bei ihrem Angriff hätten die Dschihadisten viele Selbstmordattentäter eingesetzt. "Es könnte ihr letzter Angriff gewesen sein", sagte der SDF-Vertreter.
Die Kämpfer des kurdisch-arabischen Milizbündnisses feuerten mit Mörsern und Artillerie auf ein Zeltlager, in dem sich die letzten Dschihadisten am Ufer des Euphrat verschanzt haben. Es ist alles, was vom "Kalifat" der Dschihadisten in Syrien und dem Irak geblieben ist. Die SDF wollen mit dem Beschuss die verbliebenen Kämpfer und ihre Angehörigen zur Aufgabe zwingen.
Am Dienstag hatten erneut tausende Dschihadisten kapituliert. Der SDF-Sprecher Mustefa Bali sagte, 3000 IS-Mitglieder hätten sich seit Montag ergeben. Seit dem Beginn der Belagerung im Dezember verließen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits rund 60.000 Menschen die letzte IS-Bastion. Jeder Zehnte war demnach ein IS-Kämpfer.
Die SDF-Einheiten setzten ihre Angriffe wiederholt aus, um den IS-Kämpfern und Zivilisten den Abzug zu ermöglichen, doch am Sonntag nahmen sie die Offensive wieder auf. Unterstützt wurden sie dabei von Luftangriffen der US-geführten Anti-IS-Koalition. "Die Schlacht dauert an, und die letzte Stunde rückt näher", erklärte der SDF-Sprecher Bali im Kurzmitteilungsdienst Twitter.
Ein AFP-Reporter sah außerhalb von Baghus kleine Gruppen von IS-Anhängern, die auf einem Feld auf den Abtransport warteten. Die unerwartet große Zahl von Kämpfern und ihren Angehörigen in Baghus stellt die SDF-Einheiten vor große Herausforderungen. Das Lager Al-Hol im kurdischen Nordosten, in das die Frauen und Kinder gebracht wurden, ist schon völlig überfüllt.
In einer auf ihren Propagandakanälen veröffentlichten Videobotschaft rief die IS-Miliz am Dienstag ihre verbliebenen Kämpfer in Baghus zum Durchhalten auf. "Die Schlacht ist noch nicht vorbei", sagte ein Mann in dem Video. "Auch wenn uns nur noch wenige Kilometer bleiben und gesagt wird, wir hätten verloren, sind Gottes Beurteilungskriterien doch andere."
Mit der Einnahme von Baghus wäre das "Kalifat" der IS-Miliz im Irak und Syrien endgültig Geschichte. Die Dschihadisten sind aber weiterhin in der Badia-Wüste präsent und haben in Syrien und dem Irak zahlreiche Schläferzellen, die immer wieder Anschläge verüben.
(U.Stolizkaya--DTZ)