
Mehr als 200 Tote bei Anschlagsserie auf Hotels und Kirchen in Sri Lanka

Der bei Urlaubern beliebte Inselstaat Sri Lanka ist am Ostersonntag zum Ziel einer verheerenden Anschlagsserie geworden. Bei insgesamt acht Explosionen wurden nach Polizeiangaben binnen weniger Stunden mehr als 200 Menschen getötet. Drei der Anschläge galten christlichen Kirchen, in den die Gläubigen gerade die Ostermesse feierten. Weitere Anschläge gab es in Touristenhotels. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre und sperrten bis auf weiteres die sozialen Netzwerke.
Die Hintergründe der offenbar abgestimmten Taten sorgten zunächst für Rätsel, es lagen keine Bekennernachrichten vor. Regierungschef Ranil Wickremesinghe sprach von "feigen Angriffen". Die Polizei meldete am Abend (Ortszeit) drei Festnahmen. Sie ging Hinweisen nach, dass alle Anschläge auf das Konto von Selbstmordattentätern gehen könnten. Augenzeugen an mehreren Tatorten hatten berichtet, die Täter hätten sich selbst in die Luft gesprengt.
Einige der Explosionen entfalteten eine zerstörerische Wucht. Ein Anschlag galt der historischen katholischen St.-Antonio-Kirche in der Hauptstadt Colombo. Ein Großteil des Daches stürzte ein. Dachziegel, geborstene Holzteile und Glassplitter waren weit verstreut, Tote waren am Boden notdürftig unter Decken verborgen, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
Dutzende weitere Tote gab es bei Explosionen in der Kirche St. Sebastian des nahe von Colombo gelegenen Orts Negombo und in einer Kirche in Batticaloa im Osten des Landes. Auch hier gingen die Sprengsätze während der Osterfeierlichkeiten hoch.
Fast zeitgleich detonierten in mehreren Luxushotels der Hauptstadt weitere Sprengsätze. Betroffen waren das Shangri La, das Cinnamon Grand und das Kingsbury. Ein Mitarbeiter des Cinnamon Grand berichtete gegenüber AFP von einem Selbstmordattentäter, der sich in einer Warteschlange am Buffet im Restaurant in die Luft gesprengt habe: "Er ging zum Anfang der Schlange und löste die Detonation aus", berichtete der Angestellte.
Die Anschläge auf die drei Kirchen und die drei Hotels ereignete sich in kurzer zeitlicher Abfolge. Einige Stunden später gab es zwei weitere Detonationen. Bei einer von ihnen wurden mindestens zwei weitere Menschen in einem Hotel in einem Vorort Colombos getötet. Bei der anderen sprengte sich nach Angaben aus Polizeikreisen ein Mann in die Luft, als Polizisten sein Haus durchsuchen wollten. Dabei seien drei Beamte getötet worden.
Mehr als 450 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Unter den Todesopfern waren nach Krankenhausangaben US-Bürger, Briten und Niederländer. Die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa meldete ein portugiesisches Opfer, nach Angaben aus Peking starben auch zwei Chinesen.
Außenstaatsminister Ravinatha Aryasinha sagte, im Nationalhospital von Colombo seien die Leichen von 27 mutmaßlichen Ausländern. Die Polizei hatte zuvor von 35 getöteten Ausländern gesprochen.
Ob auch Deutsche unter den Toten waren, versuche die Botschaft in Sri Lanka "mit Hochdruck" aufzuklären, erklärte Außenminister Heiko Maas (SPD). Das Auswärtige Amt bezeichnete die Lage als "unübersichtlich".
Die Hintergründe der Explosionen waren zunächst unklar. In einem Schreiben vom 11. April an führende Sicherheitsvertreter hatte Sri Lankas Polizei vor Plänen der radikalislamischen Gruppe NTJ gewarnt, Selbstmordanschläge auf Kirchen sowie auf die indische Botschaft in Colombo zu verüben. Sie berief sich dabei auf Informationen eines "ausländischen Geheimdiensts".
Die NTJ soll hinter der Beschädigung buddhistischer Statuen in Sri Lanka im vergangenen Jahr stehen. Von Angriffen ausländischer Islamisten blieb das Land bislang verschont.
Nur sechs Prozent im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka sind Katholiken. Zu ihnen gehören Mitglieder der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit.
Für besondere Bestürzung sorgte, dass die Attentäter ausgerechnet während der Ostergottesdienste zuschlugen. Der höchste katholische Würdenträger des Landes forderte eine "gnadenlose Bestrafung" der Schuldigen. "Nur Tiere können sich so verhalten", sagte Kardinal Malcolm Ranjith. Papst Franziskus sprach von "brutaler Gewalt", die "ausgerechnet am Ostersonntag Trauer und Schmerz gebracht" habe.
(U.Stolizkaya--DTZ)