Deutsche Tageszeitung - Kosovos Präsident hält Einigung mit Serbien nur mit Hilfe der USA für möglich

Kosovos Präsident hält Einigung mit Serbien nur mit Hilfe der USA für möglich


Kosovos Präsident hält Einigung mit Serbien nur mit Hilfe der USA für möglich
Kosovos Präsident hält Einigung mit Serbien nur mit Hilfe der USA für möglich / Foto: ©

Kosovos Präsident Hashim Thaci hält eine Lösung des Konfliktes zwischen seinem Land und Serbien nur mit Hilfe der USA für möglich. "Es ist klar: Ohne die USA kann niemand im Westbalkan Fortschritt machen", sagte Thaci am Dienstag in Berlin in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Am Montag hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron einen Gipfel mit Staats- und Regierungschefs des Westbalkan im Kanzleramt geleitet.

Textgröße ändern:

Thaci sagte nun, jeder habe am Montag gemerkt, "dass die Europäische Union schwach und uneins ist". Der EU fehle der "Führungsgeist", fügte er hinzu.

Thaci, der während des Interviews teils Englisch und teils Albanisch sprach, lobte dagegen die USA. "Sie haben die Kapazitäten, sie arbeiten schnell und sie haben Führungsqualitäten", sagte er - ein Seitenhieb auf Merkel und Macron, die beide darauf bestehen, dass Europa den Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo löst. Weiter erklärte Thaci, die Regierung von US-Präsident Donald Trump habe ihm und seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vucic einen Brief geschrieben. Dessen Inhalt deute auf die Möglichkeit einer Einigung zwischen den beiden Staaten hin.

Thaci, der sich für die Unabhängigkeit des Kosovo eingesetzt hatte, die von Serbien nicht anerkannt wird, hatte in Berlin mit Vucic vereinbart, auf eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen beiden Seiten hinzuarbeiten. Dennoch sprach Thaci von einem "enttäuschenden" Treffen: "Es liegt nichts Konkretes auf dem Tisch", kritisierte er. Geeinigt habe man sich lediglich darauf, weiter im Gespräch zu bleiben und die Diskussion in Paris fortzusetzen.

Nach Angaben der Bundesregierung soll dort am 1. Juli ein neues Treffen stattfinden, an dem erneut Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Serbiens und des Kosovo teilnehmen. "Ich hoffe, dass wir in Paris Fortschritte in der Substanz der Dinge machen", sagte Thaci. Auf die Frage, ob es von Merkel oder Macron am Vortag neue Vorschläge gegeben habe, antwortete er: "Nein, null."

Das Kosovo hatte sich 2008 von Serbien losgesagt. Anders als die meisten EU-Länder erkennt Serbien die Unabhängigkeit bis heute nicht an und betrachtet das Kosovo weiterhin als eine seiner Provinzen. Die EU macht dies aber zur Bedingung für einen Beitritt Serbiens zur Europäischen Union.

Die von der EU vermittelten Gespräche zwischen Belgrad und Pristina liegen seit Monaten auf Eis. Weil Serbien die Aufnahme des Kosovo in die internationale Polizeiorganisation Interpol verhinderte, verhängte die kosovarische Regierung im November Zölle in Höhe von 100 Prozent auf alle serbischen Importe.

Serbiens Präsident Vucic hatte am Montag erneut betont, dass eine Aufhebung der Zölle für ihn eine Voraussetzung für die Fortsetzung der Gespräche ist. Thaci wies das am Dienstag entschieden zurück und forderte einen "bedingungslosen" Dialog. "Was Präsident Vucic gesagt hat, ist nicht so wichtig, das Kosovo ist ein unabhängiger und souveräner Staat", fügte Thaci hinzu.

Auch einen möglichen Gebietstausch zwischen den beiden Staaten lehnte der Präsident des Kosovo ab. Diese Idee werde lediglich von Menschen ins Gespräch gebracht, die eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo verhindern wollten, sagte er. "Meine Vorstellung ist sehr klar: Serbien muss die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen," fügte Thaci hinzu.

Auf die Frage nach einem Zeitpunkt für eine Einigung zeigte sich der kosovarische Präsident vergleichsweise optimistisch: "Je eher desto besser", sagte Thaci. Er hoffe, "dass dieses Jahr das Jahr der Einigung zwischen dem Kosovo und Serbien sein kann".

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Bundesaußenministerin Baerbock: Dürfen USA-Russland-Treffen nicht überbewerten

Mit Blick auf das Treffen von Regierungsvertretern aus den USA und Russland am Dienstag hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor einer Überbewertung der Gespräche gewarnt. "Wir sollten jetzt nicht den riesengroßen Fehler machen, auch noch dem Putin einen Gefallen zu tun, indem wir diese Gespräche größer reden, als sie eigentlich sind", sagte Baerbock am Dienstag dem ZDF-"Morgenmagazin". Es handle sich um eine "Kontaktaufnahme".

Merz warnt vor Finanzkrise und mahnt zu solider Haushaltspolitik und Einsparungen

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat angesichts des Risikos einer neuen Finanzkrise eine solide Haushaltspolitik und Einsparungen in Deutschland angemahnt. "Die nächste Finanzkrise kommt ganz bestimmt", sagte Merz im "Berlin Playbook Podcast" der Nachrichtenportals Politico nach Angaben vom Dienstag. "Es wird eine Staatsschuldenkrise werden. Wir wissen nicht, wann sie kommt. Wir wissen nicht, woher sie kommt, aber sie wird kommen."

Delegationen aus den USA und Russland beginnen Ukraine-Gespräche

Knapp drei Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs haben Delegationen aus den USA und Russland Gespräche in Saudi-Arabien begonnen. Von US-Seite nehmen an dem Treffen am Dienstag in Riad Außenminister Marco Rubio, der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz und der Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff teil, Moskau wird durch Außenminister Sergej Lawrow und Präsidentenberater Juri Uschakow vertreten. Es sind die ersten Gespräche auf dieser Ebene und in einem solchen Format seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022.

Von der Leyen empfängt Trumps Ukrainebeauftragten Kellogg

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen empfängt am Dienstagvormittag in Brüssel den US-Sonderbeauftragten für die Ukraine und Russland, Keith Kellogg. Bei dem Treffen geht es um eine Abstimmung über die Ukraine-Pläne von US-Präsident Donald Trump und die Konsequenzen für Europa. Trump hatte vergangene Woche nach einem Telefonat mit Russlands Staatschef Wladimir Putin unverzügliche Verhandlungen über die Ukraine angekündigt. Die Europäer fordern eine Beteiligung an den Gesprächen.

Textgröße ändern: