
Sozialdemokrat Pendarovski gewinnt Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien

Der prowestliche Kandidat Stevo Pendarovski hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Nordmazedonien gewonnen. Der von den regierenden Sozialdemokraten nominierte Politik-Professor sicherte sich 51,75 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission am Sonntagabend nach Auszählung fast aller Stimmen am Sonntag mitteilte. Seine Rivalin Gordana Siljanovska-Davkova, die von der rechtskonservativen Opposition unterstützt wurde, errang demnach rund 60.000 Stimmen weniger und kam auf einen Stimmenanteil von 44,65 Prozent.
"Ich werde ein Präsident für alle Bürger sein, egal für wen sie gewählt haben", sagte Pendarovski vor jubelnden Anhängern in der Parteizentrale der Sozialdemokraten in Skopje. Der 56-Jährige vertritt prowestliche Positionen und koordinierte zuletzt Skopjes geplanten Nato-Beitritt. Er unterstützte auch die Umbenennung seines Landes von Mazedonien in Nordmazedonien.
Die Umbenennung war im Februar erfolgt, um einen jahrzehntelangen Namensstreit mit Griechenland beizulegen, der den Weg des Balkanlandes in die EU und die Nato blockierte. Siljanovska-Davkova hatte hingegen am Wahltag gesagt, sie werde den neuen Landesnamen "respektieren", ihn aber nicht selbst verwenden. Auch unter den Bürgern des Landes ist die Umbenennung umstritten.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gratulierte Pendarovski zu seinem Wahlsieg. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem künftigen Präsidenten bei der Aufnahme Nordmazedoniens in die Nato, schrieb er im Online-Dienst Twitter. Nordmazedonien soll bis 2020 das 30. Mitglied der Allianz werden.
Pendarovski rief sein Land zum Zusammenhalt auf. Er wünsche sich ein "vereintes Nordmazedonien, in dem alle ethnischen Gemeinschaften gleichberechtigt sind", sagte er nach seiner Stimmabgabe am Sonntag. Etwa ein Viertel der 2,1 Millionen Einwohner Nordmazedoniens sind albanischstämmig. Ihr Kandidat Blerim Reka hatte als Drittplatzierter in der ersten Wahlrunde den Einzug in die Stichwahl verpasst.
Das Präsidentenamt in Nordmazedonien hat zwar vor allem repräsentative Bedeutung, die Wahl galt aber auch auch als Votum über die Regierung von Ministerpräsident Zoran Zaev. Außerdem kann der Präsident mit seinem Veto Gesetze blockieren. Der scheidende Staatschef Gjorge Ivanov durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren.
Pendarovkis Sieg sei ein wichtiges Signal für die weitere Annäherung Nordmazedoniens an die EU, sagte der Politikwissenschaftler Albert Musliu. Die Regierung müsse die Wahl zum Anlass nehmen, "endlich ihre eigenen Versprechen ernst zu nehmen". Sie müsse die angekündigten Reformen umsetzen und die Korruption bekämpfen.
Die niedrige Beteiligung an der Präsidentschaftswahl von nur 46 Prozent spiegelt die Unzufriedenheit vieler Nordmazedonier über die stagnierende Wirtschaft, die niedrigen Löhne, die hohe Arbeitslosigkeit und die grassierende Korruption wider. Viele junge Menschen haben das Land in den vergangenen Jahren verlassen.
(I.Beryonev--DTZ)