Deutsche Tageszeitung - Rom sieht keine militärische Lösung für Libyen

Rom sieht keine militärische Lösung für Libyen


Rom sieht keine militärische Lösung für Libyen
Rom sieht keine militärische Lösung für Libyen / Foto: ©

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Kämpfe um die Hauptstadt Tripolis hat Libyens international anerkannter Regierungschef Fajes al-Sarradsch eine diplomatische Offensive in Europa gestartet. Am Dienstagmorgen kam Sarradsch zunächst mit dem italienischen Regierungschef Giuseppe Conte in Rom zusammen, später wollte er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen.

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Von dem Treffen in Rom drang zunächst nichts nach außen. Bei einer anderen Veranstaltung warnte Conte jedoch später, es gebe "keine militärische Lösung", welche die Stabilisierung Libyens garantieren könne. "Die militärische Lösung würde in jedem Fall auf Kosten von Menschenleben gehen", warnte Conte.

Der abtrünnige General Chalifa Haftar hatte am 4. April eine Offensive auf Tripolis gestartet, wo die international anerkannte Regierung der nationalen Einheit ihren Sitz hat. Seitdem liefern sich regierungstreue Truppen und Einheiten Haftars erbitterte Kämpfe. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind dabei bislang mehr als 430 Menschen getötet worden. Mehr als 55.000 Menschen wurden nach UN-Angaben vertrieben.

Nach Angaben Libyens will Sarradsch mit der Europareise "Unterstützung gegen die Aggression" Haftars bekommen. Conte machte allerdings deutlich, dass er demnächst auch Haftar treffen wolle. Dem italienischen Regierungschef unterlief auch ein Versprecher: Nach dem Treffen mit Sarradsch sagte er, er habe mit "Präsident Haftar" gesprochen - dann korrigierte er sich schnell.

Vor wenigen Wochen hatte US-Präsident Donald Trump mit Haftar telefoniert und dessen "bedeutende Rolle" im Kampf gegen den Terrorismus und bei der Sicherung der libyschen Ölreserven gewürdigt. Tripolis wirft aber insbesondere Paris vor, Haftar zu unterstützen.

Für Dienstagabend war ein Treffen Sarradschs mit Merkel im Kanzleramt in Berlin geplant. Am Mittwoch will Sarradsch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris treffen.

In Libyen herrscht seit dem Sturz und gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Haftar unterstützt eine Gegenregierung im Osten Libyens. Russland steht ebenso wie Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hinter dem abtrünnigen General.

(I.Beryonev--DTZ)

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