
Militärrat und Demonstranten im Sudan setzen Verhandlungen fort

Im Sudan haben der Militärrat und Vertreter der zivilen Protestbewegung am Montag neue Verhandlungen aufgenommen. Die Führer der Demonstranten hielten eine Einigung innerhalb von 72 Stunden für möglich, sagte eine Sprecherin der Protestbewegung. Die Gespräche über die künftige Machtverteilung im Sudan sind seit mehreren Tagen festgefahren.
Bei den Verhandlungen geht es um den Übergangsprozess von der aktuellen Militärführung zu einer zivilen Regierung. Zuletzt hatten die oppositionellen Demonstranten den Militärs vorgeworfen, die Suche nach einem Kompromiss absichtlich zu verschleppen. Tausende Menschen harren seit Wochen vor dem Armee-Hauptquartier in der Hauptstadt Khartum aus, um ihren Forderungen nach einer Zivilregierung Nachdruck zu verleihen.
Die Verhandlungen sollten auf Initiative des Militärs am Sonntag wieder aufgenommen werden. Die Allianz für die Freiheit und den Wechsel (ALC), eine der einflussreichsten Gruppen der Bewegung, erbat sich jedoch mehr Zeit für Beratungen in den eigenen Reihen.
Kernpunkt der Gespräche ist die Zusammensetzung eines neuen Regierungsgremiums, das den Militärrat ablösen soll. Während die Armee für sich die Leitung beansprucht, besteht die Protestbewegung auf einem zivilen Rat.
Am Sonntag nahmen die Spannungen in Khartum zu, nachdem Demonstranten eine der Hauptverkehrsadern der Hauptstadt blockierten. Sie warfen der Armee die Sperrung einer Brücke vor, die zum Ort der Sitzblockade der Demonstranten führte.
Der Militärrat bezeichnete die Aktion als "völlig inakzeptabel". Sie führe zu "Chaos und macht den Bürgern das Leben schwer", teilte er mit. Meldungen in Online-Netzwerken, wonach Sicherheitskräfte die Sitzblockade auflösen wollen, wies er zurück.
Am 11. April war der seit drei Jahrzehnten autoritär im Sudan herrschende Staatschef Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten von der Armee gestürzt worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde der Militärrat eingesetzt. Die Protestbewegung fordert jedoch einen wirklichen Machtwechsel.
(I.Beryonev--DTZ)