Nächste Wahlrunde bei britischen Konservativen zur Klärung der May-Nachfolge
Die britischen Konservativen haben am Donnerstag ihre Wahlen zur Regelung der Nachfolge von Premierministerin Theresa May fortgesetzt. Die 313 Tory-Abgeordneten begannen am späten Vormittag mit der Abgabe ihrer Stimmen, um den Kreis der verbliebenen vier Bewerber weiter zu verkleinern. Angesichts des guten Abschneidens von Ex-Außenminister Boris Johnson in den ersten Wahlgängen geht es in den letzten Runden des Verfahrens de facto nur noch darum, unter den drei übrigen Bewerbern den Rivalen Johnsons für die entscheidende Abstimmung der 160.000 Parteimitglieder auszuwählen.
Für Donnerstag wurden zwei Wahlgänge angesetzt, die jeweils gegen 13.00 Uhr und 18.30 Uhr zu Ende gehen sollten. Johnson hatte am Mittwoch aus dem Kreis der 313 Abgeordneten 143 Stimmen erhalten. Die drei anderen Bewerber folgten mit großem Abstand. Der amtierende Außenminister Jeremy Hunt erhielt 54 Stimmen, Umweltminister Michael Gove kam auf 51 und Innenminister Sajid Javid auf 38 Stimmen. Am Ende eines jeden Wahlgangs ist der Letztplatzierte ausgeschieden.
May, die den Parteivorsitz niedergelegt hat, als Premierministerin aber noch im Amt ist, weigert sich beharrlich, Auskunft über ihre Präferenz hinsichtlich des zukünftigen Parteichefs zu geben. May sagte, sie enthülle nicht einmal gegenüber ihrem Ehemann, für wen sie stimme.
Bei den Wahlgängen vom Donnerstag könnte es Medienberichten zufolge sein, dass einige von Johnsons Anhängern aus taktischen Erwägungen für einen seiner Mitbewerber stimmen. Der "Daily Telegraph" berichtete, Johnsons Anhänger suchten nach einer Möglichkeit, Gove zu Fall zu bringen und damit eine späte Rache dafür zu nehmen, dass er ihm 2016 den Weg ins Amt des Premierministers verwehrt hatte. Ex-Innenministerin Amber Rudd warnte vor solchen "Spielchen".
Der neue Vorsitzende der Tories soll bis Ende Juli gekürt sein. Er wird dann auch Regierungschef. Bislang ist nicht absehbar, wie es dem neuen Parteivorsitzenden gelingen könnte, eine Lösung für den geplanten EU-Austritt Großbritanniens zu finden. Johnson und Javid haben sich darauf festgelegt, den Brexit am 31. Oktober notfalls auch ohne Abkommen mit der EU zu vollziehen. Hunt und Gove ziehen es in Erwägung, den EU-Austritt erneut zu vertagen.
Der bei bislang allen Abstimmungen der Tory-Abgeordneten zweitplatzierte Hunt kündigte am Mittwochabend an, er würde in einem Mitgliederentscheid gegen Johnson "Herz und Seele" in die Waagschale werfen. "Heute geschieht in der Politik oft das Unerwartete", twitterte Hunt.
(V.Sørensen--DTZ)