Deutsche Tageszeitung - SPD-Mitglieder sollen neue Parteispitze bestimmen

SPD-Mitglieder sollen neue Parteispitze bestimmen


SPD-Mitglieder sollen neue Parteispitze bestimmen
SPD-Mitglieder sollen neue Parteispitze bestimmen / Foto: ©

Die künftige Führungsspitze der SPD wird von den Mitgliedern bestimmt. Ab 1. Juli können sich Bewerber melden, im Herbst wird dann die Basis abstimmen, wie die kommissarische Parteispitze am Montag mitteilte. Der Parteivorstand empfiehlt demnach eine Doppelspitze, es können aber auch Einzelbewerber ins Rennen gehen. Die letzte Entscheidung darüber, wer die SPD führen wird, trifft der Parteitag im Dezember.

Textgröße ändern:

Laut dem Beschluss des Parteivorstandes können sich Interessenten für den Parteivorsitz vom 1. Juli bis 1. September melden, wie Übergangschef Thorsten Schäfer-Gümbel sagte. Bewerber brauchen die Unterstützung von mindestens fünf SPD-Unterbezirken oder einem Bezirk oder einem Landesverband.

Der Vorstand ermutige ausdrücklich Zweierteams zur Bewerbung, sagte Schäfer-Gümbel. Denn die Führungsebene wünsche sich eine Doppelspitze. Diese sei zwar "kein Allheilmittel gegen schlechte Umfragewerte, aber die SPD braucht Kraft", sagte die kommissarische Ko-Parteichefin Malu Dreyer. "Dazu muss es möglich sein, dass sich zwei die große Aufgabe teilen." Schäfer-Gümbel erklärte den Wunsch nach einer Doppelspitze mit einer "großen Sehnsucht nach Zusammenhalt und Zusammenarbeit" in der Partei.

Um eine Doppelspitze möglich zu machen, müssen allerdings die Parteistatuten geändert werden. Dies soll auf dem Parteitag vom 6. bis 8. Dezember in Berlin passieren. Außerdem muss der Parteitag formal den oder die neuen Vorsitzenden wählen - die Mitgliederbefragung ist nicht bindend. In einer Doppelspitze muss mindestens eine Frau sein.

Nach Ende der Bewerbungszeit sollen sich die Kandidaten innerhalb von fünf Wochen auf 20 bis 30 Regionalkonferenzen präsentieren. Diese Zahl sei allerdings nur eine Schätzung, sagte Dreyer. Letztlich müssten die Landesverbände entscheiden, wie viele Vorstellungsrunden in ihrem jeweiligen Bereich nötig sind.

Schäfer-Gümbel betonte, die SPD wolle es "vermeiden", so vorzugehen wie die CDU. Diese hatte 2018 für die Bewerber um die Nachfolge von Angela Merkel als Parteichefin acht Regionalkonferenzen organisiert. Es habe sich um "hochprofessionelle Veranstaltungen" gehandelt, bei denen aber nur ein "relativ kleiner Teil" der CDU-Mitglieder habe teilnehmen können, kritisierte Schäfer-Gümbel.

Auf die Regionalkonferenzen soll bei der SPD die Mitgliederbefragung folgen. Jeder der gut 440.000 Sozialdemokraten soll online oder per Brief abstimmen können. Das Ergebnis wird am 26. Oktober verkündet. Erhält kein Kandidat beziehungsweise kein Team die absolute Mehrheit, folgt eine Stichwahl unter den Mitgliedern und dann der Parteitag.

Das letzte Wort haben dann die Parteitagsdelegierten. "Wir gehen davon aus, dass der Parteitag dem Votum folgt", sagte Schäfer-Gümbel. Die dritte Ko-Parteichefin Manuela Schwesig sagte, die SPD erhoffe sich von der Mitgliederbefragung eine "lebendige Debatte".

Keine Mehrheit fand im Parteivorstand die Idee, auch Nicht-Mitglieder an der Findung der neuen Parteispitze zu beteiligen. Schäfer-Gümbel begründete dies vor allem mit den Faktoren "Zeit und Organisation". Er schloss aber ausdrücklich nicht aus, dass die SPD künftig bei bestimmten Personalentscheidungen auch Nicht-Mitglieder beteiligen könnte.

Der Parteitag soll auch eine Halbzeitbilanz der großen Koalition ziehen. Wie genau dies ablaufen soll, wird laut Dreyer noch im Parteivorstand beraten.

Schäfer-Gümbel resümierte, es gehe in den kommenden Monaten um die Frage, wo die SPD ihren Platz in Politik und Gesellschaft sehe. "Ich glaube, dass das eine ziemlich spannende Zeit wird."

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Bundesverwaltungsgericht verhandelt über Aktivist von rechtsextremer Partei

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt am Donnerstag (10.00 Uhr) über einen Aktivisten der rechtsextremistischen Kleinstpartei Der Dritte Weg, der in Bayern Rechtsreferendar werden wollte. Er wurde abgelehnt, weil er sich durch die aktive Mitgliedschaft bei der Kleinstpartei und frühere Arbeit für die NPD und eine inzwischen verbotene Gruppe verfassungsfeindlich betätigt habe. Seine Klage hatte zunächst keinen Erfolg. (Az. 2 C 15.23)

Bundestag debattiert über Folgen des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023

Der Bundestag diskutiert am Donnerstag (09.10 Uhr) die Folgen des Hamas-Angriffs in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres. Vorgesehen für die Debatte sind 90 Minuten. Für die Grünen spricht Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, als Redner der Union sind unter anderem Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt vorgesehen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt teil.

Tory-Vorsitz: Kandidaten vom rechten Rand gewinnen parteiinterne Abstimmung

Im Rennen um die Nachfolge von Rishi Sunak an der Spitze der britischen Konservativen haben sich zwei Kandidaten vom rechten Rand für die letzte Wahlrunde qualifiziert. Die als Favoritin gehandelte Kemi Badenoch lag bei der Abstimmung am Mittwoch mit 42 Stimmen knapp vorn, für den Gegenkandidaten Robert Jenrick stimmten 41 Tory-Abgeordnete. Der ehemalige Außenminister James Cleverly, der dem Mitte-Rechts-Lager zugeordnet wird, konnte sich mit 37 Stimmen hingegen nicht für die Stichwahl qualifizieren.

Mindestens vier Palästinenser bei israelischem Armee-Einsatz im Westjordanland getötet

Bei einem israelischen Armee-Einsatz im Westjordanland sind am Mittwoch nach palästinensischen Angaben mindestens vier Palästinenser getötet worden. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden "vier von der Besatzung in Nablus erschossene Märtyrer" im Alter von 31 bis 43 Jahren ins Regierungskrankenhaus Rafidia gebracht worden. Der palästinensische Rote Halbmond meldete ebenfalls den Tod von vier Palästinensern. Israelische Sicherheitsbehörden teilten mit, dass "fünf Terroristen" getötet worden seien.

Textgröße ändern: