Türkische Verlobte fordert internationale Untersuchung im Mordfall Khashoggi
Die Verlobte des ermordeten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi hat eine internationale Untersuchung in dem Fall gefordert. Die von Saudi-Arabien geführten Ermittlungen seien nicht rechtens, sagte die Türkin Hatice Cengiz am Rande der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats am Dienstag in Genf. Sie forderte die Vereinten Nationen dazu auf, den Empfehlungen der UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche Exekutionen zu folgen und die Verantwortung von Angehörigen des saudiarabischen Königshauses für Khashoggis Ermordung unabhängig aufzuklären.
Cengiz hatte am 2. Oktober vor dem saudiarabischen Konsulat in Istanbul auf ihren Verlobten gewartet, während dieser Dokumente für die anstehende Hochzeit des Paares besorgen wollte. Stattdessen wurde er in dem Konsulat jedoch von einem saudiarabischen Einsatzkommando ermordet.
Cengiz erklärte, sie sei "Zeugin eines abscheulichen Mordes, eines politischen Mordes" geworden. Sie müsse den Tod ihres Verlobten noch verarbeiten. Zugleich betonte Cengiz, dass es sich dabei nicht um eine persönliche Angelegenheit handele, sondern "um ein Massaker" und einen "vorsätzlichen Mord" internationaler Tragweite.
Den Bericht der UN-Sonderberichterstatterin Agnés Callamard zu dem Mordfall bezeichnete Cengiz als "sehr wichtig." Ein Land werde darin eines Mordes beschuldigt. "Das ist wirklich ein großer Skandal", sagte Cengiz.
Vor knapp einer Woche hatte Callamard ihren Bericht zum Mordfall Khashoggi vorgelegt, in dem von "glaubwürdigen Hinweisen" für eine Verantwortung des saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman an der Ermordung Khashoggis die Rede ist. Die Schuldfrage könne der Bericht jedoch nicht klären, hatte Callamard betont. UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte die Berichterstatterin dazu auf, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten.
Laut Callamard gibt es etwa Belege dafür, dass Saudi-Arabien das konsularische Immunitätsprinzip ausgenutzt hat, um eine Untersuchung des Tatorts durch türkische Ermittler solange zu verhindern, bis dieser gründlich gereinigt war.
Viele Fragen in dem Fall sind weiter ungeklärt, etwa die Rolle von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed. Der US-Senat machte den Thronfolger auf Grundlage von Geheimdiensterkenntnissen für Khashoggis Tod verantwortlich, US-Präsident Donald Trump wollte ihn hingegen nicht verurteilen.
Riad hatte nach wochenlangen Dementis unter internationalem Druck zugegeben, dass der Regierungskritiker von saudiarabischen Agenten getötet worden war. Die Führung des Königreichs spricht aber von einem aus dem Ruder gelaufenen Einsatz zur Festnahme des Journalisten.
(I.Beryonev--DTZ)