Nato will Weltraum-Strategie beschließen
Die Nato-Staaten wollen sich gegen Angriffe im und aus dem Weltraum wappnen. Wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag ankündigte, soll bei einem am Mittwoch beginnenden Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel erstmals eine Weltraum-Strategie auf den Weg gebracht werden. Zudem wollen die Bündnispartner über mögliche Konsequenzen für die Verletzung des INF-Abrüstungsvertrags durch Russland beraten.
"Satelliten können gestört, gehackt oder als Waffe benutzt werden", sagte Stoltenberg am Dienstag. Auch die Kommunikation per Satellit könne gestört werden. Daher sei es wichtig, "wachsam" zu sein und eine Weltraum-Strategie zu haben.
Bislang sei nichts über den Einsatz weltraumgestützer Waffen bekannt, doch die Sorge über ein "aggressiveres Verhalten" Chinas und Russlands wachse, sagte ein Vertreter des Verteidigungsbündnisses. Zudem soll mit der neuen Strategie auf die Gefahr für Satelliten durch Trümmer im Weltall reagiert werden. Derzeit umkreisen rund 2000 aktive Satelliten und eine halbe Million Trümmerteile die Erde. 30.000 bis 40.000 dieser Teile könnten Satelliten beschädigen.
Das Hacken und Stören von Satelliten, die zur Kommunikation oder zur Spionage genutzt werden, gewinnt zunehmend an Bedeutung. So kam etwa im Oktober 2017 ein russischer Satellit einem französisch-italienischen Satelliten für militärische Kommunikation auffallend nahe. Paris bezichtigte Moskau daraufhin der Spionage. Auch die USA und China haben ähnliche Fähigkeiten unter Beweis gestellt.
Mit der neuen Strategie soll festgelegt werden, wie das Bündnis auf solche Vorfälle reagiert. Bis zum Nato-Gipfeltreffen im Dezember könnte der Weltraum nach Angaben von Nato-Vertretern zu einem eigenständigen Operationsgebiet erklärt werden. Rund ein halbes Dutzend der Nato-Mitgliedstaaten sind im All aktiv.
Bei ihrem Treffen am Mittwoch wollten die Nato-Verteidigungsminister zudem entscheiden, wie sie auf die Verletzung des INF-Abrüstungsvertrags durch Russland reagieren. Im INF-Vertrag von 1987 hatten Russland und die USA ein Verbot atomarer Mittelstreckenraketen festgeschrieben. Die Vereinigten Staaten und die Nato werfen Moskau allerdings Verstöße gegen den Vertrag vor. Im Februar kündigten die USA ihn auf, auch Russland stieg daraufhin aus dem Abkommen aus. Im August läuft die Vereinbarung offiziell aus.
Die Reaktion der Nato werde "defensiv" sein, sagte Stoltenberg. "Wir wollen kein neues Wettrüsten." Da aber Russland neue Raketen einsetze, müsse die Nato sicherstellen, dass ihre "Abschreckung und Verteidigung glaubwürdig und wirksam" bleibe.
(P.Tomczyk--DTZ)