IS-Chef im Jemen offenbar von Sonderkommando gefasst
Der Chef des jemenitischen Zweigs der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ist offenbar von einem Kommando aus saudiarabischen und jemenitischen Sondereinsatzkräften gefasst worden. Abu Osama al-Muhadschir sei bereits Anfang Juni festgenommen worden, erklärte am Dienstag ein Sprecher der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, die die Regierung in Sanaa stützt. Weitere hochrangige IS-Vertreter im Jemen sollen ebenfalls festgenommen worden sein, darunter der Finanzchef der Islamistengruppe.
Einer von der staatlichen saudiarabischen Nachrichtenagentur SPA verbreiteten Mitteilung zufolge gelang saudiarabischen und jemenitischen Einsatzkräften der "erfolgreiche Einsatz" auf jemenitischem Gebiet. Wo genau al-Muhadschirs Festnahme erfolgte, teilte der Sprecher der Militärallianz, Turki al-Maliki, nicht mit.
Al-Muhadschir sei in einem "intensiv überwachten Haus" entdeckt worden, erklärte al-Maliki. Außer ihm hätten sich drei Frauen und drei Kinder in dem Gebäude befunden. Zivile Opfer habe es bei dem Einsatz jedoch nicht gegeben.
Das Sonderkommando habe Waffen, Ortungs- und Kommunikationsgeräte sowie Computer beschlagnahmt, erklärte al-Maliki. Der Einsatz sei Teil des "Kampfes gegen Terrororgansiationen" gewesen, den die seit 2015 von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition führe.
Der IS und andere Dschihadistenmilizen haben seit Beginn des Bürgerkriegs im Jemen 2015 an Bedeutung gewonnen. Im Juli 2015 töteten IS-Kämpfer 28 Menschen in Sanaa. 35 Soldaten starben im Dezember 2016 bei einem Angriff auf eine Kaserne in Aden im Süden Jemens durch die Dschihadistenmiliz.
Auch das Terrornetzwerk Al-Kaida ist im Jemen aktiv. Die USA stufen die jemenitische Fraktion der Al-Kaida als besonders gefährlich ein. Im Mai wurden vier mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder bei einem Selbstmordanschlag getötet, zur dem sich der IS bekannt hatte, wie ein jemenitischer Vertreter der Nachrichtenagentur AFP sagte. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hat die US-Regierung die Drohnenangriffe auf Al-Kaida-Gebiete im Jemen ausgeweitet.
Unter den Zehntausenden Todesopfern im Jemen-Krieg befinden sich Hilfsorganisationen zufolge zahlreiche Zivilisten. Die Vereinten Nationen sprechen angesichts von Millionen Vertriebenen und Notleidenden von der größten humanitären Krise der Welt.
(V.Korablyov--DTZ)