Schwangere in Alabama verliert nach Schussverletzungen ihr Kind und wird angeklagt
Die Justiz im US-Bundesstaat Alabama geht wegen Totschlags gegen eine Frau vor, die angeschossen worden war und daraufhin ihr ungeborenes Kind verloren hatte. Die 27-jährige Marshae Jones wurde in dieser Woche festgenommen und angeklagt. Das Vorgehen sorgte landesweit für Empörung. Frauenrechtler kündigten an, sich für ihre Freilassung einzusetzen.
Der Schwangeren war im Dezember in der Stadt Pleasant Grove bei einem Streit mit einer Frau fünf Mal in den Bauch geschossen worden. Jones verlor daraufhin ihr ungeborenes Baby. Das Verfahren gegen die Schützin wurde später eingestellt - stattdessen leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Jones ein. Der Grund: Sie soll den Streit angezettelt und weiter angeheizt haben.
"Die Ermittlungen haben gezeigt, dass das einzig wahre Opfer das ungeborene Baby war", zitierten US-Medien den Polizisten Danny Reid. "Es war die Mutter des Kindes, die den Streit, der zum Tod ihres ungeborenen Babys führte, angefangen und weitergeführt hat."
Scharfer Widerspruch kam von Frauenrechtsgruppen. Die Organisation The Yellowhammer Fund, die Frauen bei Abtreibung finanziell unterstützt, kritisierte, dass die Schützin auf freiem Fuß bleibe. "Wir werden Marshae aus dem Gefängnis holen", schrieb die in Alabama ansässige Gruppe im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Der Vorfall findet vor dem Hintergrund einer drastischen Verschärfung des Abtreibungsrechts in Alabama und weiteren US-Südstaaten statt. Das konservative Alabama verabschiedete unlängst das landesweit restriktivste Abtreibungsgesetz.
Zwar soll das neue Gesetz erst im November in Kraft treten. Die Justiz in dem Bundesstaat geht aber offenbar bereits hart gegen Frauen vor, die unter bestimmten Umständen ihr ungeborenes Kind verlieren. Nach Angaben der Organisation National Abortion Federation (NAF), die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt, wurden bereits Frauen strafrechtlich verfolgt, bei denen der Fötus in Folge von Drogenkonsums oder eines Verkehrsunfalls starb.
Die NAF kritisierte, damit würden Frauen bestraft und ihre Schwangerschaften kriminalisiert. Betroffen seien vor allem Afroamerikanerinnen. Auch Marshae Jones ist schwarz.
Das neue Gesetz in Alabama macht Abtreibung zu einer Straftat, selbst wenn eine Frau durch eine Vergewaltigung schwanger wurde. Ärzten drohen zwischen zehn und 99 Jahren Haft. Schwangerschaftsabbrüche sind demnach nur dann legal, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist oder der Fötus eine unheilbare Krankheit hat.
Das Abtreibungsgesetz dürfte ein Fall für den Obersten Gerichtshof werden. Das ist allerdings auch das Ziel von Abtreibungsgegnern: Denn nachdem US-Präsident Donald Trump dafür gesorgt hat, dass das Gericht überwiegend mit konservativen Juristen besetzt ist, hoffen sie, dass dort eine Grundsatzentscheidung aus dem Jahr 1973 gekippt wird. Damals hatte der Supreme Court das grundsätzliche Recht von Frauen auf eine Abtreibung anerkannt.
(I.Beryonev--DTZ)