US-Präsident Trump trifft Nordkoreas Machthaber Kim auf nordkoreanischem Boden
Als erster amtierender US-Präsident hat Donald Trump nordkoreanischen Boden betreten. Zusammen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un überschritt er am Sonntag in einer historischen Geste in der entmilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea die Grenze zum Norden. "Das ist ein großer Tag für die Welt", sagte Trump. Der US-Präsident lud Kim ins Weiße Haus ein und kündigte eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über Nordkoreas Atomprogramm an.
Trump und Kim reichten sich bei ihrem Treffen in Panmunjom zunächst die Hand, anschließend gingen sie zusammen über die Demarkationslinie auf die nordkoreanische Seite der Grenze. Dann begaben sie sich zusammen auf südkoreanisches Staatsgebiet, wo sie Südkoreas Staatschef Moon Jae In trafen.
Kim sagte, das "wundervolle" Verhältnis zu Trump "ermöglicht es uns, Grenzen zu überwinden". Der US-Präsident sagte, es sei "eine Ehre für mich, hier zu sein. Viele großartige Dinge passieren gerade."
"Aus irgendeinem Grund" bestehe zwischen ihm und Kim eine "spezielle Chemie", sagte Trump. Der nordkoreanische Machthaber könne ihn im Weißen Haus besuchen, "wann immer er will". Später fügte er hinzu, ein solcher Staatsbesuch werde "zur richtigen Zeit" stattfinden.
Er kündigte außerdem neue Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm an. Die Unterhändler beider Seiten sollen demnach in den kommenden "zwei oder drei Wochen" mit ihren Beratungen beginnen.
Trump hatte Kim am Rande des G20-Gipfels im japanischen Osaka via Twitter überraschend das Treffen angeboten. Die nordkoreanische Regierung hatte den Vorschlag zunächst als "interessant" bezeichnet und dann zugesagt.
Der "Handschlag des Friedens" in Panmunjon, "dem Symbol der Teilung zwischen dem Norden und dem Süden" zeige, "dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen wollen", sagte Kim während des Treffens. Südkoreas Präsident Moon erklärte gar, das Treffen sei eine "Blume der Hoffnung" für die koreanische Halbinsel.
David Kim, Korea-Experte bei der US-Denkfabrik Stimson Center, sagte, das Treffen habe das "Potenzial, die eingefahrenen Verhandlungen" zwischen den USA und Nordkorea wieder in Fahrt zu bringen. Entscheidend sei allerdings, dass die Atomverhandlungen auch auf Arbeitsebene geführt würden. "Wir brauchen Substanz, keine Theatralik", sagte Kim.
In den Atomverhandlungen zwischen Trump und Kim herrschte zuletzt Stillstand. Ein zweites Gipfeltreffen zwischen ihnen in Hanoi im Februar war ohne Ergebnis abgebrochen worden, nachdem Kim in einem ersten Treffen mit Trump in Singapur einer Denuklearisierung grundsätzlich zugestimmt hatte.
Soo Kim, ehemalige CIA-Analystin und heute Expertin bei der auf Verteidigungspolitik spezialisierten US-Denkfabrik RAND Corporation, sieht in Trumps Nordkorea-Besuch vor allem einen Erfolg für die Regierung in Pjöngjang. Deren stete Drohungen und das Blockieren der Atomverhandlungen hätten Trump geradezu über die Grenze gezwungen.
Machthaber Kim habe sich ein solches Treffen seit langem gewünscht, "musste aber keinen Finger krümmen, um zu erreichen, dass Trump über die Demarkationslinie geht", sagte die Expertin.
Im April vergangenen Jahres hatten sich Kim und Moon an der Grenze getroffen und die Demarkationslinie in beide Richtungen überschritten. Das Treffen war als weiteres Zeichen des diplomatischen Tauwetters zwischen den beiden verfeindeten Nachbarstaaten gewertet wurde.
An der vier Kilometer breiten und 250 Kilometer langen Grenze verlief im Koreakrieg die Front. Der 1950 einsetzende Krieg endete 1953 mit einem Waffenstillstand.
Der Konflikt um das Atomprogramm des weitgehend isolierten nordkoreanischen Staates beschäftigt die internationale Staatengemeinschaft seit langem. Trump warf die diplomatischen Gepflogenheiten seiner Amtsvorgänger über den Haufen, indem er sich ohne Umschweife direkt mit dem Machthaber aus Pjöngjang traf.
(S.A.Dudajev--DTZ)