Zehntausende Menschen demonstrieren gegen Militärrat im Sudan
Bei erneuten Massenprotesten gegen den regierenden Militärrat im Sudan sind am Sonntag in der Hauptstadt Khartum und weiteren Städten des Landes Zehntausende auf die Straßen gegangen. In Khartum setzte die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein. Es waren die ersten Massenproteste seit der gewaltsamen Auflösung des zentralen Protestlagers in der Hauptstadt, bei der am 3. Juni dutzende Menschen getötet worden waren.
Der sudanesische Berufsverband SPA rief die Demonstranten in Khartum im Onlinedienst Twitter auf, zum Präsidentenpalast zu ziehen, "um Gerechtigkeit für die Märtyrer" vom 3. Juni und "eine bedingungslose Machtübergabe an die Zivilbevölkerung" zu fordern.
Die Polizei setzte Augenzeugen zufolge im Norden und Osten Khartums Tränengas gegen die Demonstranten ein. Die gefürchtete paramilitärische Einheit RSF war mit Maschinengewehren bewaffnet an mehreren Plätzen in Khartum präsent. Er werde keinen "Vandalismus" tolerieren, warnte der Leiter der Einheit, Mohamed Hamdan Dagalo.
Auch in der Stadt Gadaref im Osten des Landes griffen die Sicherheitskräfte laut Zeugenberichten zu Tränengas. In den Städten Al-Obied, Madani und Chasma el-Girba kam es ebenfalls zu Protesten. Der Militärrat warnte die Protestbewegung Allianz für Freiheit und Wandel, die zu den Demonstrationen aufgerufen hatte, er werde sie "vollumfänglich verantwortlich machen", falls jemandem etwas zustoße.
Im Vorfeld der Proteste hatten die EU, mehrere westliche Staaten und Menschenrechtsorganisationen beide Seiten zur Zurückhaltung aufgefordert, um erneute Gewalt zu verhindern. Äthiopien und die Afrikanische Union (AU) bemühen sich derzeit, zwischen der Opposition und dem Militärrat zu vermitteln.
In dem ostafrikanischen Staat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Er weigert sich, die Macht zügig an eine zivile Regierung zu übergeben.
Seit der gewaltsamen Auflösung des Protestcamps am 3. Juni wurden nach Angaben oppositionsnaher Ärzte insgesamt etwa 130 Menschen getötet. Nach offiziellen Angaben starben allein am 3. Juni 61 Menschen.
(U.Beriyev--DTZ)