Deutsche Tageszeitung - Sudans Opposition macht Militärrat für Tote bei Massenprotesten verantwortlich

Sudans Opposition macht Militärrat für Tote bei Massenprotesten verantwortlich


Sudans Opposition macht Militärrat für Tote bei Massenprotesten verantwortlich
Sudans Opposition macht Militärrat für Tote bei Massenprotesten verantwortlich / Foto: ©

Nach erneuten Massenprotesten im Sudan haben die Anführer der Oppositionsbewegung den regierenden Militärrat für den Tod mehrerer Demonstranten verantwortlich gemacht. "Friedliche sudanesische Demonstranten sind exzessiver Gewalt, scharfer Munition und Schlägen ausgesetzt", sagte Oppositionsvertreter Mohammed Nadschi al-Assam in einem am Montag im Online-Netzwerk Facebook veröffentlichten Video. Der Militärrat veröffentlichte seinerseits ein Video, in dem er die Oppositionskräfte als Urheber der Gewalt benannte.

Textgröße ändern:

Am Tag nach den Demonstrationszügen mit zehntausenden Teilnehmern in mehreren Städten war die Zahl der Getöteten und Verletzten ebenso unklar wie die genauen Todesumstände. Sicherheitskräfte hatten nach Angaben von AFP-Korrespondenten und Augenzeugen an mehreren Orten Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt, unter anderem als diese versucht hatten, in der Hauptstadt Khartum zum Präsidentenpalast vorzudringen.

Die Nachrichtenagentur Suna berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium von sieben Toten und 181 Verletzten, ohne Angaben zu den Todesursachen zu machen. 27 Verletzte wurden demnach wegen Schusswunden behandelt. Zudem sollen zehn Angehörige der Sicherheitskräfte durch scharfe Munition verletzt worden sein.

Das der Protestbewegung nahestehende Ärztekomitee sprach zunächst von fünf getöteten Demonstranten. Vier Tote habe es in der Stadt Omdurman gegeben, einen weiteren Toten in der Stadt Atbara. Weitere Menschen seien durch Schüsse von Regierungsmilizen verletzt worden - wobei der Begriff der Miliz auf die gefürchtete paramilitärische Einheit RSF anspielt.

Am Montag wurden drei weitere Leichen in der Stadt Omdurman entdeckt, einem Schauplatz der Demonstrationen. Als sich Menschen um die blutüberströmten Toten versammelten und Slogans gegen den Militärrat skandierten, löste die Polizei die Menge unter Einsatz von Tränengas auf, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP.

Omdurman liegt der Hauptstadt Khartum gegenüber auf der anderen Seite des Nils. Aus beiden Städten sowie aus Port Sudan, Al-Obeid, Madani und Chasma al-Girba wurden am Sonntag Demonstrationen mit tausenden Teilnehmern gemeldet. Die hohen Teilnehmerzahlen waren umso erstaunlicher, als der Militärrat seit Wochen den Internetzugang blockiert.

Der Militärrat machte in einem auf Facebook verbreiteten Video die Protestbewegung Allianz für Freiheit und Wandel, die zu den Demonstrationen aufgerufen hatte, für alle Gewaltakte verantwortlich. "Freiheit und Wandel stachelte Demonstranten an, zum Präsidentenpalast zu marschieren", erklärte General Dschamal Omer. Die Polizei habe daraufhin Tränengas einsetzen müssen.

Die Demonstrationen am Sonntag waren die größte Aktion der Opposition, seitdem bei der gewaltsamen Auflösung des zentralen Protestcamps am 3. Juni und in den folgenden Wochen dutzende Menschen getötet wurden. Nach offiziellen Angaben starben allein am 3. Juni 61 Menschen.

In dem afrikanischen Staat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Er weigert sich, die Macht zügig an eine zivile Regierung zu übergeben. Äthiopien und die Afrikanische Union (AU) bemühen sich derzeit, zwischen der Opposition und dem Militärrat zu vermitteln.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Selenskyj-Besuch in Deutschland: Scholz sichert Ukraine weitere Militärhilfen zu

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen viertem Deutschland-Besuch in diesem Jahr weitere Militärhilfen zugesichert. "Deutschland ist der stärkste militärische Unterstützer der Ukraine in Europa, der zweitstärkste in der Welt - und dabei wird es bleiben", sagte Scholz am Freitag bei einem Treffen mit Selenskyj im Kanzleramt. Der ukrainische Präsident rief indes dazu auf, bei der Hilfe nicht nachzulassen. Sein Land hoffe allerdings auf ein Ende des Kriegs im kommenden Jahr.

CSU startet Parteitag - Huber spricht von Auftakt zu Bundestagswahlkampf

In Augsburg hat am Freitag der Parteitag der CSU begonnen. Generalsekretär Martin Huber sagte, die Christsozialen wollten mit ihrem Delegiertentreffen den "Auftakt zum Bundestagswahlkampf" setzen. "Es wird Zeit, die Ampel abzulösen", sagte Huber. Dafür sei eine starke Union nötig. Regulär gewählt wird in knapp einem Jahr.

Überlebende der Atombombenabwürfe auf Japan erhalten Friedensnobelpreis

Mit dem Friedensnobelpreis wird in diesem Jahr die japanische Organisation Nihon Hidankyo geehrt, die sich für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzt. Die Gruppe von Überlebenden der US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 verbreite mit ihren Augenzeugenberichten die Botschaft, "dass Atomwaffen nie wieder eingesetzt werden dürfen", erklärte das Nobelkomitee am Freitag in Oslo. Die Entscheidung des Nobelkomitees wurde von der UNO und EU wie auch der Bundesregierung begrüßt.

Ampel-Fraktionen einigen sich auf letzte Details beim Sicherheitspaket

Die Ampel-Fraktionen haben sich nach längerer Diskussion auf letzte Einzelheiten des sogenannten Sicherheitspakets verständigt. "Die Regelungen zu Migration, zu neuen Ermittlungsbefugnissen für die Sicherheitsbehörden des Bundes und zum Waffenrecht werden im Lichte der Sachverständigenanhörung im Bundestag geändert", erklärten die Vizevorsitzenden der Fraktionen von SPD, Grünen und FDP, Dirk Wiese, Konstantin von Notz und Konstantin Kuhle, am Freitag gemeinsam.

Textgröße ändern: