Mindestens drei Tote und 116 Verletzte bei Taliban-Anschlag in Afghanistan
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind bei einem Anschlag der Taliban am Montag mindestens drei Menschen getötet und 116 weitere verletzt worden. Nach Angaben des Bildungsministeriums befanden sich unter den Verletzten mindestens 50 Kinder, die auf dem Weg zur Schule waren. Alle fünf Angreifer wurden Behördenangaben zufolge durch Sicherheitskräfte getötet. Der Anschlag erfolgte zwei Tage nach Beginn einer neuen Verhandlungsrunde zwischen den Taliban und den USA.
Ein Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, sagte, zunächst sei eine Autobombe explodiert. Anschließend hätten mehrere Angreifer ein Gebäude gestürmt. Die Gegend, in der sich unter anderem Militär- und Regierungsgebäude befinden, wurde abgeriegelt.
Bewaffnete Angreifer lieferten sich vier Stunden lang Kämpfe mit Spezialeinsatzkräften, wie AFP-Journalisten berichteten. Es waren Schüsse zu hören, über der betroffenen Gegend stieg eine Rauchwolke auf. 210 Zivilisten seien aus umliegenden Häusern in Sicherheit gebracht worden, teilte das Innenministerium mit.
Laut Gesundheitsministerium wurden mindestens drei Menschen getötet, darunter ein Kind. 116 Menschen seien verletzt worden; die Opferzahl könne noch steigen. Wie das Bildungsministerium mitteilte, wurden die meisten Kinder durch Glassplitter verletzt.
In Onlinenetzwerken waren Fotos zu sehen, die mutmaßlich im Krankenhaus aufgenommen wurden und verletzte und verschreckte Kinder zeigten, von denen einige noch Schulbücher trugen. Fünf Schulen wurden nach Ministeriumsangaben teilweise beschädigt.
Die Hilfsorganisation Save the Children verurteilte den Angriff scharf. Kinder litten oft noch Jahre nach solchen Attacken an Traumata. "Afghanistan ist einer der gefährlichsten Orte für Kinder in der ganzen Welt", hieß es in einer Mitteilung.
Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid erklärte, Ziel sei ein Gebäude des Verteidigungsministeriums gewesen.
Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah erklärte, der Anschlag zeige die den Taliban "innewohnende kriminelle Natur".
Ein Mitarbeiter des 150 Meter vom Anschlagsort entfernten Kulturministeriums, Saher Usman, berichtete, er sei zu dem Zeitpunkt im Büro gewesen. "Als ich meine Augen öffnete, war das ganze Büro voll Rauch und Staub, und alles war kaputt, meine Kollegen schrien", sagte Usman am Telefon.
In der Nähe des Explosionsortes befindet sich auch der Sender Schamschad TV, der sein Programm kurzzeitig unterbrach. Anschließend wurden Bilder der Räumlichkeiten des Senders gezeigt, die stark beschädigt waren. Unter anderem waren zerborstene Fensterscheiben zu sehen. Der Sender war 2017 Ziel eines Anschlags geworden.
Am Samstag begann eine neue Verhandlungsrunde zwischen den Taliban und den USA in Katar. In einem Friedensabkommen soll ein Abzug der US-Streitkräfte nach mehr als 17 Jahren im Land vereinbart werden.
Im Gegenzug müssten die Taliban Garantien dafür geben, dass das Land nie wieder Rückzugsgebiet für islamische Extremisten wird, wie dies vor den Anschlägen vom 11. September in den USA der Fall war. Die USA streben einen Durchbruch bei den Verhandlungen bis Ende August an. Im September sollen in Afghanistan Präsidentschaftswahlen stattfinden.
Ein Taliban-Sprecher in Doha sagte am Montag, die Taliban würden nicht mit der afghanischen Regierung verhandeln. Zunächst müsse der Zeitpunkt für den Abzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan im Beisein internationaler Beobachter festgelegt werden, schrieb Suhail Schahin bei Twitter. Dann könne es Gespräche mit "afghanischen Seiten" geben, nicht aber mit der Regierung. Die Taliban sehen in dieser eine Marionette der USA. Die USA dagegen beharren darauf, dass "nichts vereinbart ist, bis alles vereinbart ist".
(A.Nikiforov--DTZ)