Fast 40 Tote bei Angriff auf Flüchtlingslager nahe Tripolis
Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingslager nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis sind fast 40 Menschen getötet worden. Mehr als 70 weitere Flüchtlinge seien in dem Hangar in der Vorstadt Tadschura verletzt worden, sagte ein Sprecher der Rettungskräfte in der Nacht auf Mittwoch. Die international anerkannte Regierung der nationalen Einheit machte die Truppen des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar für den Luftangriff verantwortlich.
Der Sprecher der Rettungskräfte sagte, in dem Hangar seien rund 120 Flüchtlinge festgehalten worden. Die Bilanz von fast 40 Toten und mehr als 70 Verletzten sei nur "vorläufig" und könne sich noch verschlimmern.
Rettungskräfte suchten in den Trümmern des Hangars nach möglichen Überlebenden, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Demnach waren dutzende Krankenwagen zum Ort des Angriffs geeilt.
Die in Tripolis ansässige Regierung der nationalen Einheit machte die Truppen des "Kriegsverbrechers" Haftar für den Angriff verantwortlich und verurteilte ein "schändliches Verbrechen". Das Flüchtlingslager sei Ziel eines "vorsätzlichen" und "präzisen" Angriffs geworden.
Haftar-freundliche Medien hatten am Dienstagabend über eine "Reihe von Luftangriffen" auf Tripolis und Tadschura berichtet. In Tadschura befinden sich mehrere Militäreinrichtungen von regierungstreuen Einheiten. Die Vorstadt wird deswegen immer wieder von den Truppen des abtrünnigen Generals angegriffen, der eine Gegenregierung im Osten des Krisenstaates unterstützt.
Haftar hatte Anfang April eine Offensive auf Tripolis gestartet, wo die international anerkannte Regierung Libyens ihren Sitz hat. Regierungstreue Truppen und Einheiten Haftars liefern sich seither erbitterte Kämpfe um die Kontrolle der Hauptstadt. Nach UN-Angaben wurden bisher mehr als 650 Menschen getötet. Nach dem Verlust der strategisch wichtigen Stadt Gharyan an regierungstreue Truppen kündigten Haftars Einheiten verstärkte Angriffe auf ihre Gegner an.
Die Vereinten Nationen haben sich angesichts der Kämpfe wiederholt besorgt über das Schicksal von Flüchtlingen und Migranten geäußert, die in dem Bürgerkriegsland festgehalten werden. Trotz der Gewalt ist Libyen nach wie vor eines der wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten oder dem Nahen Osten, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen.
Migranten sind in Libyen der Willkür bewaffneter Milizen ausgesetzt. Sie werden häufig ohne jede rechtliche Grundlage in Zentren festgehalten, von denen sich viele nahe umkämpfter Zonen befinden.
In Libyen herrscht seit dem Sturz und gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Die Einheitsregierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle.
(U.Beriyev--DTZ)