Aktivisten melden schwere Gefechte und Luftangriffe mit vielen Toten in Idlib
Im umkämpften Nordwesten Syriens sind nach Zählung von Aktivisten seit Mittwochabend mehr als 130 Menschen bei Luftangriffen und Gefechten getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, griffen Flugzeuge der Regierungstruppen am Freitag Ziele in der Provinz Idlib an, wobei mindestens 13 Zivilisten getötet wurden, darunter drei Kinder. Erstmals sei dabei auch das Zentrum der Stadt Idlib beschossen worden.
In Idlib und angrenzenden Gebieten gilt eigentlich seit vergangenem September eine Waffenruhe zwischen den von der Dschihadistenallianz Hajat Tahrir al-Scham dominierten Rebellen und den Regierungstruppen. Die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad gehen jedoch seit Ende April mit Unterstützung der russischen Luftwaffe wieder verstärkt gegen die Aufständischen vor.
Bei den Luftangriffen am Freitag wurden laut Beobachtungsstelle 45 Zivilisten verletzt. Seit Beginn der Luftangriffe Ende April zählten die Aktivisten mehr als 580 getötete Zivilisten. Weitere 45 Zivilisten seien durch Schüsse von Rebellen und Dschihadisten getötet worden.
In Hama, an der Grenze zu Idlib, kämpften seit Mittwoch Dschihadisten und Regierungssoldaten um die Kontrolle über einen strategisch wichtigen Hügel beim Dorf Hamamejat. Allein in der Nacht zu Freitag starben dort 22 Menschen, als Regierungstruppen den Hügel zurückeroberten. Damit stieg die Zahl der in den Gefechten dort getöteten Kämpfer auf mehr als 120.
Gegner der Assad-Truppen verletzten bei einem Angriff im Ort Karnas nach Angaben der Beobachtungsstelle sechs Kinder mit Schüssen. In der kurdischen Stadt Kamischli explodierte zudem am Donnerstag ein Auto vor einer Kirche, wobei nach Angaben eines AFP-Reporters mehrere Menschen verletzt wurden. Während das Staatsfernsehen die Zahl der Verletzten mit elf bezifferte, zählte die Beobachtungsstelle sieben Verletzte, darunter drei Schwerverletzte.
Wer hinter dem Anschlag steckt, blieb zunächst unklar. Kurdische Kämpfer hatten mit US-Unterstützung den Bodenkrieg gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) geführt. Obwohl der IS den weit größten Teil der von ihm kontrollierten Gebiete in Syrien wieder verloren hat, verteidigen IS-Kämpfer kleine Rückzugsorte im von Kurden kontrollierten Osten und Nordosten des Landes sowie in der Badia-Wüste im Zentrum Syriens.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte am Donnerstag Luftangriffe auf medizinische Einrichtungen in der Region. "Zivilisten und zivile Infrastruktur, einschließlich medizinischer Einrichtungen, müssen geschützt werden", mahnte Guterres. Die Verantwortlichen für die Angriffe müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
(U.Beriyev--DTZ)