Tausende Migranten in den USA fürchten bevorstehende Abschiebung
Tausende nicht registrierter Migranten bangen um ihr Leben in den USA. US-Präsident Donald Trump hat für diesen Sonntag Großrazzien gegen "illegale Einwanderer" mit anschließenden Abschiebungen angekündigt. Erwartet werden Durchsuchungen der Einwanderungsbehörde ICE in mindestens zehn US-Großstädten am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit). Geplant war die Festnahme von rund 2000 nicht registrierten Migranten.
Das Ausmaß der Razzien dürfte deutlich kleiner ausfallen als zunächst von Trump angekündigt. Er hatte im Juni von "Millionen" bevorstehender Abschiebungen gesprochen.
Zahlreiche Menschen fürchten trotzdem, zur Zielscheibe zu werden. US-Medien hatten berichtet, dass sich die ICE nicht nur auf die Festnahme von Migranten vorbereitet, deren Abschiebung bereits gerichtlich angeordnet wurde. Sie könnten demnach auch Familien treffen, die seit vielen Jahren in den USA leben, Betriebe und Eigentum haben und deren Kinder in den USA geboren wurden.
In zahlreichen US-Städten fanden am Freitag und Samstag Demonstrationen gegen die geplanten Abschiebungen statt. Auch die Bürgermeister mehrerer Großstädte äußerten sich kritisch über Trumps Ankündigung.
"Diese Ungewissheit, diese Angst, richten Chaos an, das steht fest", sagte die demokratische Bürgermeisterin von Chicago, Lori Lightfood, dem Sender CNN. Sie fügte hinzu: "Das traumatisiert die Leute."
Auch der republikanische Bürgermeister von Miami gab seinem Unverständnis über die angekündigten Razzien Ausdruck. 2018 habe die Mordrate in Miami so niedrig gelegen wie in den vergangenen 51 Jahren nicht, sagte Francis Suarez. Er verstehe deshalb nicht, warum auch in Miami Razzien stattfinden sollten.
"Das macht es nicht leichter für uns Bürgermeister, die Ruhe und den Frieden für die Menschen in unserer Stadt zu bewahren", betonte Suarez.
Trump hatte am Freitag gesagt, "die meisten Bürgermeister" hätten die Razzien gefordert. "Sie wollen keine Kriminalität in ihren Städten", sagte Trump.
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio sagte dem Sender MSNBC, die Aktion sei eine "politische Maßnahme, um viele Menschen in den USA davon zu überzeugen, dass Migranten das Problem sind".
Viele Bürgermeister fürchten, dass die Razzien Migranten einschüchtern und ihre künftige Kooperation mit den Behörden noch unwahrscheinlicher machen.
Hinzu kommt die Befürchtung, dass die bevorstehenden Festnahmen für eine noch dramatischere Situation in den überbelegten US-Auffanglagern sorgen könnten. Menschenrechtsorganisationen und Politiker, die die Zentren besuchten, hatten von katastrophalen Zuständen berichtet.
Nach Angaben des Instituts Pew Research Center leben etwa 10,5 Millionen Menschen ohne Aufenthaltspapiere in den USA. Zwei Drittel von ihnen befinden sich seit mehr als zehn Jahren in dem Land. Laut der Einwanderungsbehörde liegen Abschiebeanordnungen gegen etwa eine Million Migranten vor.
(M.Dylatov--DTZ)