Frankreich feiert Nationalfeiertag im Zeichen europäischer Verteidigung
Der französische Nationalfeiertag hat in diesem Jahr ganz im Zeichen der europäischen Verteidigung gestanden: Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verfolgten am Sonntag Vertreter von insgesamt zehn EU-Ländern an der Seite von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die große Militärparade zum 14. Juli in Paris. Die Kanzlerin fühlte sich "geehrt" durch die Einladung und nannte die Parade "eine große Geste in Richtung der europäischen Verteidigungspolitik".
Macron wollte mit der Parade die militärische Schlagkraft Europas demonstrieren - auch gegenüber US-Präsident Donald Trump, der vor zwei Jahren in Paris zu Gast war. Insgesamt marschierten rund 4300 Soldaten auf, ferner waren fast 200 Fahrzeuge, 237 Pferde, 69 Flugzeuge und 39 Hubschrauber zu sehen. Sie kamen aus Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien.
Die Bundeswehr beteiligte sich mit Soldaten der deutsch-französischen Brigade, Kampfhubschraubern und einem Transportflugzeug vom Typ A400M. Zum Auftakt der Militärschau wurde auch ein deutsch-französischer Armeeroboter gezeigt. Merkel sprach von einem "Zeichen für eine starke deutsch-französische Zusammenarbeit". Insofern sei sie "sehr gerne Gast" in Paris.
Deutschland knüpft damit an eine frühere Teilnahme an: Vor 25 Jahren waren erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten bei der Pariser Parade mitmarschiert. 1994 erfolgte dies im Rahmen des Eurokorps.
Besondere Attraktion der Parade war in diesem Jahr die Präsentation eines sogenannten Flyboards Air - einer fliegenden Ein-Mann-Plattform mit Miniatur-Düsentriebwerken, die künftig militärisch genutzt werden soll. Der französische Jetski-Weltmeister Franky Zapata überflog mit dem Gerät rund eine Minute lang die Champs-Elysées in der Nähe der Ehrentribüne mit Merkel und den anderen Gästen. Die Kanzlerin verfolgte die Militärschau wie ihre EU-Kollegen zunächst sitzend, dann stehend.
Vor der Parade hatte Macron mit Generalstabschef François Lecointre die Truppen in einem offenen Militärjeep fahrend inspiziert. Beim Eintreffen des Staatschefs waren Pfiffe von Vertretern der Protestbewegung der "Gelbwesten" zu hören.
Rund 40 "Gelbwesten" wollten sich gewaltsam Zugang zu den Champs-Elysées verschaffen, wurden aber von Sicherheitskräften abgedrängt, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Zwei prominente Vertreter wurden nach AFP-Informationen in Gewahrsam genommen. Insgesamt gab es nach Angaben der Sicherheitskräfte rund 150 vorläufige Festnahmen.
Die Parade fand unter extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Auch Soldaten der Anti-Terror-Einheit waren im Einsatz. Die Erinnerung an den Anschlag von Nizza vor zwei Jahren ist in Frankreich noch wach: 2017 hatte ein Islamist nach den Feierlichkeiten zum 14. Juli einen Lastwagen in die Menge gelenkt und 86 Menschen getötet.
Mit der traditionellen Militärparade wird an den Jahrestag des Sturms auf die Bastille erinnert. Er gilt als Auftakt zur Französischen Revolution von 1789. Nach der Militärparade lud Macron die Gäste zu einem gemeinsamen Mittagessen in den Elysée-Palast. Daran nahmen unter anderem auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker teil.
Am Vorabend des Nationalfeiertags hatte Macron den Aufbau eines französischen militärischen Raumfahrtkommandos angekündigt. Das Kommando werde ab September bei der Luftwaffe angesiedelt, diese werde später zu "Luft- und Weltraumstreitkräften" ausgeweitet, sagte Macron während eines traditionellen Militärempfangs.
Die neue "Weltraum- und Weltraumdoktrin" gebe Frankreich die Fähigkeit, sich "im Weltraum und vom Weltraum aus zu verteidigen", sagte der Präsident. Die Strategie diene auch dem besseren Schutz französischer Satelliten.
Macron reagiert mit seinem Vorstoß auf den wachsenden Wettlauf Chinas, Russlands und der USA um die Vormacht im All. Auf Wunsch von US-Präsident Trump arbeitet das US-Verteidigungsministerium bereits an Plänen für den Aufbau einer "Space Force" als Teil der US-Streitkräfte. Das Projekt muss allerdings noch vom US-Kongress gebilligt werden.
(W.Novokshonov--DTZ)