Karliczek fordert Bundesländer zu raschen Schritten beim Zentralabitur auf
In der Debatte über ein bundesweites Zentralabitur hat Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Bundesländer zu raschen Schritten aufgefordert. Die Diskussion um ein Zentralabitur sei "kein Thema für das Sommerloch, sondern muss jetzt ernsthaft vorangetrieben werden", sagte Karliczek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Donnerstagsausgaben). Zuvor hatte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher Deutschland zur Einführung eines Zentralabitur geraten.
"Die Länder sollten noch in diesem Jahr zu ersten Ergebnissen wie der Verabschiedung eines Fahrplans kommen", sagte Karliczek. "Der Nationale Bildungsrat, über den wir schon so lange verhandeln, könnte in den kommenden Jahren bei Umsetzung dieses Vorhabens sehr hilfreich sein."
Schleicher sagte dem RND (Mittwochsausgaben), ein Zentralabitur sei "nicht nur eine Frage von Transparenz und Effizienz, sondern in höchstem Maße auch eine Frage der Fairness". Unterschiedliche Standards führten bei vergleichbaren Schülerleistungen "je nach Wohnsitz heute zu völlig unterschiedlichen Abiturnoten", betonte der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Abiturnoten wiederum seien "eng mit Zugangsberechtigungen und damit Lebenschancen verknüpft".
Schleicher vertrat die Auffassung, ein Abitur auf Landesebene mache "genauso wenig Sinn, wie dass jeder Provinzfürst seine eigene Währung druckt". "Denn am Ende bewerben sich die Schüler um die gleichen Hochschulen und Ausbildungsplätze", unterstrich der Leiter der Pisa-Studie.
Karliczek nannte die Aussagen Schleichers "völlig zutreffend". "Wir brauchen mehr Fairness und Vergleichbarkeit beim Abitur in Deutschland." Allerdings dürfe das Niveau des Abiturs nicht sinken: "Wir brauchen ein hohes Bildungsniveau, damit wir uns im internationalen Wettbewerb behaupten können."
"Wir sollten jeder Schülerin und jedem Schüler aber auch deshalb eine möglichst gute Ausbildung mit auf den Weg geben, weil eine gute Bildung die Persönlichkeit jedes Menschen stärkt", sagte die Ministerin. "Prüfungen als Kontrolle des Gelernten gehören dazu."
Die FDP begrüßte die Vorstöße für eine bundesweites Zentralabitur. "Es ist gut, dass die Debatte endlich Fahrt aufnimmt", sagte FDP-Fraktionsvize Katja Suding der Nachrichtenagentur AFP. "Jedes Kind verdient die gleichen Bildungschancen, unabhängig davon, in welchem Bundesland es zur Schule geht."
Deshalb fordere die FDP "bundesweit einheitliche und ambitionierte Bildungsstandards und vergleichbare Schulabschlüsse auf allen Ebenen", fügte Suding hinzu. Zugleich bräuchten die Schulen mehr Handlungsfreiheit, um selbst zu entscheiden, wie sie Budget, Personal, Methoden und Material bestmöglich einsetzen könnten.
Die Debatte über einheitliche Bildungsstandars angestoßen hatte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Sie hatte in einem Interview entschlossene Schritte für ein deutschlandweites Zentralabitur gefordert. Gegen den Vorstoß sprach sich unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) aus.
(I.Beryonev--DTZ)