Deutschland und Frankreich fordern "unverzügliche" Freigabe von britischem Tanker
Deutschland und Frankreich haben den Iran zur "unverzüglichen" Freigabe des in der Meerenge von Hormus beschlagnahmten britischen Tankers aufgefordert. Das Auswärtige Amt in Berlin rief Teheran am Samstag "nachdrücklich" auf, die "Stena Impero" und ihre Besatzung "unverzüglich freizugeben". "Eine weitere regionale Eskalation wäre sehr gefährlich", erklärte ein Ministeriumssprecher.
Ähnlich äußerte sich Frankreich. Das französische Außenministerium verurteilte die Festsetzung des britischen Tankers scharf und äußerte "große Besorgnis" über den Vorfall.
Großbritanniens Außenminister Jeremy Hunt schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, das Vorgehen des Iran sei ein "besorgniserregendes Anzeichen" dafür, dass der Iran "einen gefährlichen Pfad von illegalem und destabilisierendem Verhalten" einschlagen könnte. "Unsere Reaktion wird wohlbedacht, aber robust sein", kündigte er an.
Die iranischen Revolutionsgarden hatten am Freitag mitgeteilt, der britische Tanker habe gegen "internationale Schifffahrtsregeln" verstoßen. Er sei deshalb auf Ersuchen der Hafen- und Schifffahrtsbehörde der Provinz Hormosgan beschlagnahmt worden. Ein zweites Schiff wurde vorübergehend an der Weiterfahrt gehindert. Es handelte sich um einen Tanker der britischen Reederei Norbulk Shipping, der unter liberianischer Flagge fährt.
"Die Bundesregierung verurteilt die Festsetzung von zwei Handelsschiffen im Golf auf das Schärfste", erklärte der Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. "Dies ist ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die zivile Schifffahrt, der eine ohnehin angespannte Lage gefährlich weiter verschärft."
Hintergrund der Festsetzung ist nach iranischen Angaben ein Zusammenstoß des Tankers mit einem Fischerboot. Die "Stena Impero" sei mit dem Boot "kollidiert", sagte der Chef der Hafen- und Schifffahrtsbehörde von Hormosgan, Allah-Morad Afifipoor, am Samstag. Entsprechend der rechtlichen Vorschriften seien Ermittlungen zur "Ursache für den Unfall" eingeleitet worden.
Die "Stena Impero" liegt nach iranischen Behördenangaben inzwischen in der Hafenstadt Bandar Abbas vor Anker, die zur Provinz Hormosgan gehört. An Bord befänden sich weiterhin die 23 Besatzungsmitglieder, zitierte die iranische Nachrichtenagentur Fars Behördenchef Afifipoor. 18 von ihnen, darunter der Kapitän, stammten aus Indien, die anderen aus den Philippinen sowie aus Lettland und Russland.
Als Konsequenz aus der Festsetzung riet Großbritannien britischen Schiffen am Samstag, die Meerenge von Hormus vorerst zu meiden. Britische Schiffe sollten die Gewässer um die Straße von Hormus "vorläufig" nicht durchqueren, teilte die britische Regierung mit.
Die Straße von Hormus ist ein strategisch wichtiges Nadelöhr für den Transport von Erdöl. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert. Die Meerenge ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute.
(S.A.Dudajev--DTZ)