Deutsche Tageszeitung - Westen fordert von Iran Freigabe von britischem Tanker

Westen fordert von Iran Freigabe von britischem Tanker


Westen fordert von Iran Freigabe von britischem Tanker
Westen fordert von Iran Freigabe von britischem Tanker / Foto: ©

Die Festsetzung eines britischen Tankers in der Meerenge von Hormus sorgt international für Beunruhigung und scharfe Kritik am Iran. Deutschland und Frankreich forderten am Samstag die "unverzügliche" Freigabe des Schiffes. Der britische Außenminister Jeremy Hunt warnte Teheran davor, einen "gefährlichen Pfad von illegalem und destabilisierendem Verhalten" einzuschlagen. Großbritannien riet britischen Handelsschiffen vorerst davon ab, die besonders für den weltweiten Ölhandel wichtige Seestraße zu passieren.

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Das Auswärtige Amt in Berlin rief Teheran "nachdrücklich" auf, die "Stena Impero" und ihre Besatzung "unverzüglich freizugeben". "Eine weitere regionale Eskalation wäre sehr gefährlich", erklärte ein Ministeriumssprecher. Eine solche würde zudem "alle laufenden Bemühungen um einen Ausweg aus der derzeitigen Krise unterminieren".

Ähnlich äußerte sich Frankreich. Das französische Außenministerium verurteilte die Festsetzung des britischen Tankers scharf und äußerte "große Besorgnis" über den Vorfall. Großbritanniens Außenminister Jeremy Hunt schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, das Vorgehen des Iran sei ein "besorgniserregendes Anzeichen" dafür, dass der Iran "einen gefährlichen Pfad von illegalem und destabilisierendem Verhalten" einschlagen könnte. "Unsere Reaktion wird wohlbedacht, aber robust sein", kündigte er an.

In einer ersten Stellungnahme hatte Hunt den Iran vor "ernsthaften Konsequenzen" gewarnt. Er sagte auf Sky News aber auch, dass Großbritannien keine militärischen Optionen prüfe, sondern den Konflikt "auf diplomatischem Weg" lösen wolle.

Auch die USA verurteilten das iranische Vorgehen in der Straße von Hormus scharf. Washington kündigte an, die US-Militärpräsenz in der Golfregion weiter zu verstärken. Erstmals seit 2003 sollen wieder US-Truppen in Saudi-Arabien stationiert werden. Die iranischen Revolutionsgarden hatten den britischen Tanker "Stena Impero" am Freitag aufgebracht, weil er gegen "internationale Schifffahrtsregeln" verstoßen haben soll. Er lag am Samstag in der iranischen Hafenstadt Bandar Abbas in der Provinz Hormosgan vor Anker.

Wenige Stunden vor der Festsetzung hatte das Oberste Gericht des britischen Überseegebiets Gibraltar entschieden, dass der Anfang Juli vor Gibraltar festgesetzte iranische Öltanker "Grace 1" weitere 30 Tage lang nicht auslaufen darf. Der Iran steht im Verdacht, mit der "Grace 1" Irans Verbündeten Syrien unter Verstoß internationaler Sanktionen mit Öl beliefern zu wollen. Teheran weist den Vorwurf zurück.

Auch ein zweites Schiff wurde vom Iran vorübergehend an der Weiterfahrt gehindert. Es handelte sich um einen Tanker der britischen Reederei Norbulk Shipping, der unter liberianischer Flagge fährt.

Grund für die Festsetzung der "Stena Impero" ist nach iranischen Angaben ein Zusammenstoß des Tankers mit einem Fischkutter. Entsprechend der rechtlichen Vorschriften seien deshalb Ermittlungen zur "Ursache für den Unfall" eingeleitet worden, sagte der Chef der Hafen- und Schifffahrtsbehörde von Hormosgan, Allah-Morad Afifipoor.

An Bord befänden sich weiterhin die 23 Besatzungsmitglieder, zitierte die iranische Nachrichtenagentur Fars Behördenchef Afifipoor. 18 von ihnen, darunter der Kapitän, stammten aus Indien, die anderen aus den Philippinen sowie aus Lettland und Russland.

Als Konsequenz aus der Festsetzung riet Großbritannien britischen Schiffen, die Meerenge von Hormus vorerst zu meiden. Britische Schiffe sollten die Gewässer um die Straße von Hormus "vorläufig" nicht durchqueren, teilte die britische Regierung mit.

Die Straße von Hormus ist ein strategisch wichtiges Nadelöhr für den Transport von Erdöl. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert. Die Meerenge ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute.

Die Spannungen in der Golfregion haben sich seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen verschärft. Internationale Bemühungen, den Atomvertrag zu retten, scheinen aussichtslos.  (M.Dylatov--DTZ)

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