Britischer Premier Johnson besucht EU-freundliches Schottland
Vor einem Treffen mit der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon hat der britische Premierminister Boris Johnson Großbritannien eine "strahlende Zukunft" nach dem Brexit vorhergesagt. Das Vereinigte Königreich sei eine "globale Marke", sagte Johnson. Es sei "lebenswichtig", die Bande zu "erneuern", die die britischen Landesteile zusammenhielten.
Insbesondere mit Schottland, das einen EU-Austritt mehrheitlich ablehnt, sind diese Bande angespannt. Schottland ist die erste Station von Johnsons Reise durch die britischen Landesteile, bei denen er seine Brexit-Pläne erläutern will. Der Premier will dann auch neue Investitionen in Höhe von 300 Millionen Pfund (rund 334 Millionen Euro) für Schottland, Wales und Nordirland verkünden.
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hatte von Johnson nach dessen Amtsantritt einen Kurswechsel beim Brexit gefordert und ihre Ankündigung eines Unabhängigkeitsreferendums bekräftigt. Angesichts des geplanten EU-Austritts Großbritanniens sei es "mehr als je zuvor wesentlich, dass wir in Schottland eine alternative Option haben". Neben Sturgeon will Johnson auch die Chefin der schottischen Konservativen, Ruth Davidson, treffen, die eine entschiedene Gegnerin eines No-Deal-Brexits ist.
Der irische Premierminister Leo Varadkar hat gewarnt, bei einem Brexit ohne Abkommen mit der EU würden die Menschen in Nordirland die Union mit Großbritannien "in Frage stellen".
Johnson hatte am vergangenen Mittwoch das Amt des britischen Premierministers angetreten. Er hat angekündigt, den EU-Austritt seines Landes "ohne Wenn und Aber" bis zum 31. Oktober abwickeln zu wollen - also notfalls auch ohne Abkommen mit der EU. Gegen einen solchen No-Deal-Brexit gibt es in Großbritannien aber große Widerstände.
Britische Wirtschaftsverbände warnten am Montag erneut vor den Folgen eines No-Deal-Brexits. Die Chefin des Industrieverbands, Carolyn Fairbairn, erklärte, da es unmöglich sei, die britische Wirtschaft von "allen Schäden der Fluten eines No-Deal abzuschotten", müssen wir "Sandsäcke aufstapeln und so viel wie möglich schützen". Weder Großbritannien noch die EU seien für einen Austritt ohne Abkommen gerüstet.
Wenn schon die "Küche untergeht", lasse sich vielleicht wenigstens das "Schlafzimmer im oberen Stock" retten, schrieb die für die EU-Verhandlungen beim Verband zuständige Nicole Sykes.
(U.Beriyev--DTZ)