Salvini verbietet deutschem Rettungsschiff "Alan Kurdi" Einfahrt in Hafen
Erneut hat der italienische Innenminister Matteo Salvini einem zivilen Rettungsschiff die Einfahrt in einen italienischen Hafen untersagt. Das Schiff "Alan Kurdi" der deutschen Organisation Sea-Eye befand sich am Donnerstag mit 40 Geretteten an Bord vor der Küste der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa. Salvini hatte am Mittwoch ein Verbot unterzeichnet, wonach humanitäre Rettungsschiffe nicht in Italien anlegen dürfen.
Sea-Eye hatte die 40 Menschen nach eigenen Angaben am Mittwochmorgen in internationalen Gewässern aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet. Unter den mehrheitlichen aus Westafrika stammenden Geretteten sind den Angaben zufolge eine Schwangere, drei Kleinkinder und ein Mann mit einer Schusswunde am Oberarm. Außerdem sollen zwei Überlebende des Luftangriffs auf ein Flüchtlingslager im libyschen Tadschura mit mehr als 50 Toten unter den Geretteten sein.
Nach der Rettung nahm die "Alan Kurdi" Kurs auf Lampedusa - dort befindet sich laut Sea-Eye der "nächste sichere Hafen".
Salvini bezeichnete die Rettungsaktion als "wiederholte Provokation auf dem Mittelmeer seitens einer deutschen Organisation" und warf der Besatzung "schäbiges" Verhalten vor. Salvini argumentiert, der Seenotrettungseinsatz habe näher an der tunesischen Küste als an Lampedusa stattgefunden - weshalb die Flüchtlinge aus seiner Sicht in einem tunesischen Hafen an Land gehen sollten.
Sea-Eye hingegen hält Tunesien jedoch nicht sicher, um Flüchtlinge dorthin zu bringen. Die Regierung in Tunis hat in der Vergangenheit mehrfach Rettungsschiffen ein Anlaufen ihrer Häfen untersagt und gerettete Migranten in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt, noch bevor sie Gelegenheit hatten, Asyl zu beantragen.
In der EU schwelt seit langem ein Streit über die Verteilung von Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen. Italien verweigert Schiffen mit Flüchtlingen inzwischen die Einfahrt in seine Häfen, solange nicht geklärt ist, welche anderen Staaten die Menschen aufnehmen. Die Schiffe liegen deshalb oft tage- oder wochenlang mit den erschöpften Migranten vor der Küste.
Vergangene Woche untersagte Salvini es einem Schiff der eigenen Küstenwache, in Lampedusa anzulegen. Erst nachdem fünf EU-Staaten, darunter Deutschland und Frankreich, sowie die katholische Kirche die Aufnahme der 131 Migranten an Bord zusagten, ließ Salvini die Flüchtlinge an Land gehen.
(W.Novokshonov--DTZ)