GEW weist Äußerungen von CDU-Politiker Linnemann in Schuldebatte scharf zurück
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Forderung von Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) scharf zurückgewiesen, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen notfalls erst später einzuschulen. Dies komme einem Ausschluss der betroffenen Kinder gleich, kritisierte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann am Dienstag. Wenn aber die Begegnung mit anderen Kindern begrenzt werde, "leisten wir der Integration einen Bärendienst".
Kinder lernten von Kindern und "gerade kleine Kinder lernen im Spiel, nicht im klassischen Deutschkurs", wichtig sei der Kontakt mit anderen Familien. Linnemanns Vorstoß sei "reiner Populismus und pädagogisch nicht sinnvoll", sagte die Bildungsexpertin der Nachrichtenagentur AFP.
Auch die Forderung nach "verpflichtenden Sprachtests", wie sie etwa die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), erhoben hat, halte sie für "zu holzschnittartig", so Hoffmann. Die Vorstellung, "ich mache einen Test und dann ein Trainingsprogramm", sei pädagogisch nicht angemessen.
"Sehr sinnvoll" sei hingegen ein "Screening" des Sprachstands bereits in der Kita, das mit frühzeitiger Sprachbildung und "integrativen Konzepten" einhergehe. Die Gewerkschafterin verwies zudem darauf, dass auch deutsche Kinder "zunehmend erhebliche Sprachprobleme" hätten, dies sei keinesfalls nur ein Problem bei Kindern mit Migrationshintergrund.
Zugleich kritisierte Hoffmann den Fachkräftemangel in Grundschulen und Kitas. Hier müsse angesetzt werden: Lehrkräfte bräuchten mehr Zeit für Sprachbildung, die Unterrichtsgruppen müssten kleiner sein und generell die Lernbedingungen verbessert werden. Wichtig sei, dass es "ganzheitliche Konzepte" für Kinder mit Sprachproblemen gebe, ohne dass diese aus einer Gruppe ausgeschlossen würden, sagte das GEW-Vorstandsmitglied weiter.
Linnemann hatte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" von Dienstag gesagt: "Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen." In solchen Fällen müsse es eine Vorschulpflicht geben, notfalls müsse die Einschulung zurückgestellt werden. "Das kostet Geld, aber fehlende Integration und unzureichende Bildung sind am Ende viel teurer", sagte Linnemann.
(U.Stolizkaya--DTZ)