Deutsche Tageszeitung - Chef der US-Einwanderungsbehörde wegen Gedichts-Abwandlung in der Kritik

Chef der US-Einwanderungsbehörde wegen Gedichts-Abwandlung in der Kritik


Chef der US-Einwanderungsbehörde wegen Gedichts-Abwandlung in der Kritik
Chef der US-Einwanderungsbehörde wegen Gedichts-Abwandlung in der Kritik / Foto: ©

Der kommissarische Leiter der US-Einwanderungsbehörde ist in die Kritik geraten, weil er die Inschrift der New Yorker Freiheitsstatue umgedichtet hat. Ken Cuccinelli rezitierte am Dienstag im öffentlich-rechtlichen Sender NPR das auf dem Sockel der Freiheitsstatue eingravierte Gedicht - und gab ihm eine einwanderungskritische Wendung. Das Gedicht "The New Colossus" (Der neue Koloss) der US-Dichterin Emma Lazarus beschreibt die USA als Einwanderernation.

Textgröße ändern:

Cuccinelli verteidigte bei NPR die am Montag von US-Präsident Donald Trump vorgestellte Verschärfung bei der Vergabe dauerhafter Aufenthaltsgenehmigungen. Einwanderern, die Sozialleistungen beziehen, sollen die begehrten Green Cards und die US-Staatsbürgerschaft künftig verwehrt werden. Auf die Frage, ob Lazarus’ Gedicht aus dem Jahr 1883 "Teil des amerikanischen Ethos" sei, reagierte Cuccinelli mit einem abgewandelten Vers: "Gebt mir eure Müden und eure Armen, die auf ihren eigenen Beinen stehen und die nicht zu einer Belastung für die Allgemeinheit werden."

Das Originalgedicht nimmt keinen Bezug auf die wirtschaftliche Selbstständigkeit von Einwanderern. Dort heißt es: "Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren."

Politiker der oppositionellen Demokraten kritisierten Cuccinellis Gedichts-Abwandlung scharf. "Unsere Werte sind auf der Freiheitsstatue in Stein gemeißelt. Sie werden nicht ersetzt", schrieb die Senatorin und demokratische Präsidentschaftsanwärterin Elizabeth Warren im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Senatorin Kamala Harris, die sich ebenfalls um die demokratische Präsidentschaftskandidatur bewirbt, erklärte: "Die Vereinigten Staaten werden immer ein Ort bleiben, der Einwanderer und Flüchtlinge willkommen heißt - egal, wie viel Geld sie haben."

Einige Twitter-Nutzer verwiesen auch auf die Herkunft von Cuccinellis Familie. Ein Nutzer schrieb, er habe eine "leise Ahnung", dass jemand "mit dem Nachnamen ’Cuccinelli’ ein oder zwei arme Einwanderer in seinem Stammbaum" haben könnte.

Cuccinelli wehrte sich im Sender CNN gegen die Kritik: "Ich schreibe keine Poesie um, ich führe Politik ein." Auch Trump verteidigte Cuccinelli: Es gehe um das Prinzip "America Zuerst". "Ich finde es nicht gerecht, wenn der amerikanische Steuerzahler dafür bezahlen muss, dass Menschen in die Vereinigten Staaten kommen", erklärte der Präsident.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Waffenruhe im Gazastreifen: UNO meldet Ankunft erster Lastwagen mit Hilfsgütern

Nach Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sind Lastwagen mit Hilfsgütern an Bord im Gazastreifen angekommen. Erste Lastwagen mit Lieferungen seien Minuten nach Inkrafttreten der Feuerpause eingetroffen, erklärte der kommissarische Leiter des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jonathan Whittall, am Sonntag im Onlinedienst X. "In den letzten Tagen haben die humanitären Partner große Anstrengungen unternommen, um die Hilfsgüter zu verladen und die Verteilung der Hilfsgüter im gesamten Gazastreifen vorzubereiten", fügte er hinzu.

Amtseinführung von Trump: Merz wirbt für gutes Verhältnis mit den USA

Vor der Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump hat sich Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) für ein gutes Verhältnis mit den USA ausgesprochen, um das er sich auch selbst bemühen wolle. "Er bekommt von mir am nächsten Montag einen handschriftlich geschriebenen Brief zur Amtseinführung", sagte Merz im Podcast "Alles gesagt?" der Wochenzeitung "Die Zeit" laut Mitteilung vom Sonntag.

Forum der Geisel-Familien bestätigt Namen der drei am Sonntag freizulassenden Frauen

Das Forum der Geisel-Familien in Israel hat die Namen der drei Frauen bestätigt, die am Sonntag im Zuge der ersten Phase eines Abkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas freigelassen werden sollen. Es handele sich um Romi Gonen, Doron Steinbrecher und Emily Damari, teilte die Angehörigen-Organisation mit. Die Hamas hatte die Liste mit den Namen der drei jungen Frauen erst mit stundenlanger Verzögerung an Israel übermittelt.

Haft von Südkoreas entmachtetem Präsidenten verlängert - Anhänger stürmen Gericht

Der vom Parlament entmachtete südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol muss weitere 20 Tage in Haft bleiben. Ein Gericht in Seoul teilte am Sonntag (Ortszeit) mit, es habe einen offiziellen Haftbefehl erlassen, um die Inhaftierung Yoons zu verlängern, da "die Sorge besteht, dass der Tatverdächtige Beweise vernichten könnte". Nach der Gerichtsentscheidung stürmten hunderte Anhänger Yoons das Gerichtsgebäude.

Textgröße ändern: