Klöckner berät kommende Woche mit Verbänden über Wiederaufforstung von Wäldern
Angesichts des großflächigen Absterbens von Waldgebieten in Deutschland hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Vertreter unterschiedlicher Verbände für kommenden Donnerstag zum Austausch über Fachfragen eingeladen. Das Expertentreffen solle den am 25. September geplanten nationalen Waldgipfel vorbereiten, teilte ihr Ministerium an diesem Donnerstag in Berlin mit. Eine umfassende Waldschutzstrategie forderte der Umweltverband Nabu.
Deutschlandweit kommt es seit vergangenem Jahr nach Angaben von Politik und Fachverbänden zu großflächigen Waldschäden in bislang unbekanntem Ausmaß. Als maßgebliche Ursache gilt klimabedingter Umweltstress durch anhaltende Trockenheit. Die macht vielfach ohnehin angegriffene Bäume unter anderem anfällig für Schädlinge wie zum Beispiel dem Borkenkäfer und führt außerdem zu vermehrten Waldbränden und Sturmschäden.
Das Landwirtschaftsministerium bezeichnete Ursachen und mögliche Lösungen der gegenwärtigen Krise der Wälder allerdings als "komplex". Laut Bundesregierung ist bereits eine Fläche von etwa 110.000 Hektar Wald zerstört. Im Raum stehen Forderungen nach staatlichen Wiederaufforstungs- und Waldumbauprogrammen von mehreren hundert Millionen bis hin zu mehr als einer Milliarde Euro.
An dem Expertentreffen in der kommenden Woche sollen laut Landwirtschaftsministerium unter anderem Vertreter von Waldbesitzern, Forstwirtschaft, Naturschutzverbänden sowie holzverarbeitender Industrie und kommunaler Spitzenverbände teilnehmen. Für die geplante Wiederaufforstung sei Fachwissen über die Lage am Holzmarkt und über Lieferkapazitäten von Baumschulen ebenso gefragt wie wissenschaftliche Erkenntnisse über klimaresistentere Baumarten, hieß es. Aber auch die Expertise der Feuerwehren zur Waldbrandprävention solle etwa einfließen.
Der hessische Nabu-Waldexperte Mark Harthun mahnte, wichtiger als Aufforstungen sei die Vorsorge gegen neue Schäden. Zumindest in staatlichen Wäldern müsse "künftig die Walderhaltung Priorität vor der Gewinnerzielung" erhalten. Subventionen für private Waldbesitzer dürfe es nur noch bei Einhaltung des ökologischen FSC-Standards geben. Zudem sollten zusätzliche Waldschutzgebiete ausgewiesen werden, "in denen eine natürliche Waldentwicklung zugelassen wird".
In mehreren Bundesländern wurden unterdessen Maßnahmen gegen das Waldsterben eingeleitet oder vorbereitet. In Thüringen hatte das rot-rot-grüne Landeskabinett am Dienstag einen "Aktionsplan Wald 2030" beschlossen. Dieser sieht unter anderem einen nachhaltigen Waldumbau und bessere Waldbrandprävention vor, aber auch zusätzliche Maßnahmen zum Klimaschutz.
In Hessen kündigten Mittwoch Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) für diesen Freitag die Vorlage eines Zehn-Punkte-Plans an. Vorgesehen sind nach Angaben der Landesregierung "Maßnahmen zur Wiederbewaldung, eine verstärkte Förderung von Waldbesitzenden sowie die Etablierung eines klimastabilen nachhaltigen Mischwaldes".
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bot in einem Schreiben an Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) Hilfe der Bundeswehr an, etwa um abgestorbene Bäume aus Wäldern zu entfernen. Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) kündigte dazu rasche Gespräche an. Er sprach von einer "nie dagewesenen Ausnahmesituation" in den Wäldern.
(A.Nikiforov--DTZ)