Amazonas-Waldbrände sollen bei G7 auf Tagesordnung
Die verheerenden Waldbrände im Amazonas-Gebiet sollen auf die Tagesordnung des G7-Gipfels und könnten handfeste Konsequenzen für Brasilien haben: Nach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich am Freitag auch die Bundesregierung dafür aus, bei dem Treffen am Wochenende in Biarritz über die verheerenden Brände zu sprechen. Macron kündigte überdies eine Blockade des Freihandelsabkommens mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur an und bezichtigte Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro der Lüge.
Macron sei zu dem Schluss gekommen, dass der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ihn über seine Umweltschutz-Absichten "belogen" habe, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter Macrons. "Unter diesen Umständen lehnt Frankreich das Mercosur-Abkommen in seiner jetzigen Form ab", hieß es.
Die Regierung in Paris sieht das Mercosur-Abkommen schon länger kritisch, auch aus Sorge um französische Landwirte. Sie hatte sich Anfang Juli gegen eine rasche Ratifizierung des von der EU ausgehandelten Vertrags ausgesprochen und zusätzliche "Garantien" etwa für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes verlangt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "ganz genau" wie Macron der Ansicht, dass die Lage am Amazonas auf die G7-Tagesordnung gehöre, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Schließlich handele es sich um eine "akute Notlage des Amazonas-Regenwalds". "Das Ausmaß der Brände ist erschreckend und bedrohlich nicht nur für Brasilien, sondern für die ganze Welt", sagte Seibert. Allerdings müsse das Thema "im Dialog und in Zusammenarbeit mit Brasilien angegangen werden".
Bolsonaro hatte am Donnerstag scharfe Attacken gegen Macron gefahren. Dass dieser beim G7-Gipfel in Abwesenheit der Länder der Amazonas-Region über die Waldbrände sprechen wolle, offenbare eine "kolonialistische Mentalität". Macron wolle eine "innere" Angelegenheit Brasiliens und anderer Staaten im Amazonas-Gebiet politisch "instrumentalisieren".
Macron hatte die schweren Waldbrände im Amazonasgebiet als "internationale Krise" bezeichnet. Die "Lunge unseres Planeten" stehe "in Brand", schrieb er bei Twitter. Er werde mit den anderen G7-Mitgliedern beim Gipfel in Biarritz am Wochenende "über diesen Notfall sprechen".
Die schweren Waldbrände im Amazonas-Regenwald lösten weltweit Sorgen und wachsende Empörung über die Haltung der brasilianischen Regierung aus. Auch Irlands Regierungschef Leo Varadkar drohte mit der Blockade des EU-Mercosur-Handelsabkommen, sollte Brasília "seine Verpflichtungen im Umweltschutz nicht einhalten".
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bot Brasilien deutsche Hilfe im Kampf gegen die Flammen an. "Wenn wochenlang der Regenwald brennt, dann kann uns das nicht kalt lassen. Der Schutz des einzigartigen Naturerbes Amazonas ist eine internationale Aufgabe, die uns alle angeht", schrieb Maas bei Twitter. Ecuadors Staatschef Lenín Moreno bot Bolsonaro an, Feuerwehrleute zu entsenden.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Feuer: "Inmitten der globalen Klimakrise können wir es uns nicht leisten, einer wichtige Sauerstoffquelle und einem Ort der Biodiversität zu schaden."
Die ehemalige brasilianische Umweltministerin Marina Silva machte "Nachlässigkeit" der Bolsonaro-Regierung für das "zügellose Vorgehen" bei der Brandrodung verantwortlich. So seien die Brände mittlerweile "außer Kontrolle" geraten, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
In London demonstrierten etwa 200 Menschen vor der brasilianischen Botschaft für den Schutz des Amazonas-Gebiets. Auch in Berlin, Madrid, Barcelona und Turin waren Kundgebungen geplant, zu denen die von der schwedischen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg initiierte Bewegung "Fridays for Future" aufgerufen hatte.
Das genaue Ausmaß der Waldbrände ist nur schwer zu erfassen. Laut dem brasilianischen Weltraumforschungsinstitut INPE brachen in ganz Brasilien binnen 48 Stunden fast 2500 neue Brände aus. Demnach gab es seit Jahresbeginn bereits mehr als 75.000 Waldbrände - ein Zuwachs von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Hauptgrund ist die Waldrodung. Der Klimaskeptiker Bolsonaro hat dagegen wiederholt Umweltschutzgruppen für die Waldbrände verantwortlich gemacht.
(I.Beryonev--DTZ)