
Fraktionsspitze der Linken sieht Mitverantwortung der Partei für AfD-Erfolge

Die Spitze der Linksfraktion sieht eine Mitverantwortung der Partei für die Wahlerfolge der AfD in Sachsen und Brandenburg. "Es ist immer eine Niederlage für eine linke Partei, wenn die Rechte so stark wird", sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Ähnlich hatte sich zuvor Ko-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht geäußert. Die Partei will sich künftig stärker um ländliche Räume kümmern, wie Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler der AFP sagte.
Bartsch wandte sich gegen "ganz schnelle Schlussfolgerungen". "Wir brauchen eine grundsätzliche Debatte über die strategische Ausrichtung der Partei und müssen dafür in Partei und Gesellschaft mehr zuhören", sagte er AFP.
Im ARD-"Morgenmagazin" analysierte Bartsch mit Blick auf die Verluste seiner Partei in Brandenburg und Sachsen, viele Menschen betrachteten die Linke "als zu etabliert". Das habe auch damit zu tun, dass die Partei in drei Ländern Regierungsverantwortung trage. Zur strategischen Ausrichtung sagte er: "Die soziale Frage ist die Kernfrage. Wir müssen sie mit der ökologischen ganz anders verbinden."
Zuvor hatte bereits Ko-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht von einer Mitverantwortung der Linken für die AfD-Erfolge gesprochen. Die Linkspartei sei "über viele Jahre die Stimme der Unzufriedenen" gewesen, sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Dienstag. "Indem wir uns von unseren früheren Wählern entfremdet haben, haben wir es der AfD leicht gemacht."
Wagenknecht forderte ihre Partei auf zu klären, für wen sie in erster Linie Politik machen wolle. Wenn die Partei "Menschen jenseits des hippen Großstadtmilieus erreichen" wolle, müsse sie "ihre Sicht der Dinge ernst nehmen, statt sie zu belehren, wie sie zu reden und zu denken haben".
Sie mahnte auch beim Klimaschutz Augenmaß an: "Wenn Teile der Linken die CO2-Steuer befürworten, die Pendler und die Mittelschicht außerhalb der Großstädte hart treffen würde, müssen wir uns nicht wundern, dass sich viele abwenden."
Die Linke war bei den Wahlen am Sonntag in Brandenburg und Sachsen auf jeweils gut zehn Prozent abgerutscht. Zugleich legte die AfD stark zu und wurde jeweils zweitstärkste Kraft. Die Schlappe der Linken hat eine intensive Debatte über die künftige Ausrichtung der Partei entfacht.
Schindler sagte: "Wir werden rebellisch und kreativ die Auseinandersetzung um jedes Krankenhaus und jede Schule in jedem Ort führen." Außerdem wolle sich die Partei "dafür einsetzen, dass es wieder überall Gemeindehäuser und endlich überall Breitbandanschlüsse gibt." "Statt Rückbau brauchen wir verlässliche Infrastruktur und gleichwertige Lebensverhältnisse in jedem Ort", sagte Schindler. "Wir müssen auch in ländlichen Regionen Perspektiven bieten."
(S.A.Dudajev--DTZ)