Deutsche Tageszeitung - Aktivisten: Fast 2000 Festnahmen bei regierungskritischen Protesten in Ägypten

Aktivisten: Fast 2000 Festnahmen bei regierungskritischen Protesten in Ägypten


Aktivisten: Fast 2000 Festnahmen bei regierungskritischen Protesten in Ägypten
Aktivisten: Fast 2000 Festnahmen bei regierungskritischen Protesten in Ägypten / Foto: ©

Bei den Protesten gegen Präsident Abdel Fattah al-Sisi vergangene Woche haben die ägyptischen Behörden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) fast 2000 Menschen festgenommen. In einer Mitteilung am Freitag kritisierte HRW zudem Zensur in dem nordafrikanischen Land. Demnach blockiert die Regierung in Kairo Websites und Online-Dienste, um weitere Proteste gegen al-Sisi zu unterbinden.

Textgröße ändern:

Bei den Demonstrationen in der vergangenen Woche hätten ägyptische Sicherheitskräfte "viele Menschen willkürlich festgenommen - nur weil sie ’zur falschen Zeit am falschen Ort’ waren", teilte HRW unter Berufung auf Rechtsanwälte Festgenommener mit. Die Vorwürfe gegen die Festgenommenen reichen nach Angaben ihrer Anwälte von "Verbreitung von Falschinformationen" bis zur Mitgliedschaft in einer "terroristischen Vereinigung". In Kairo, Alexandria und anderen Städten befragten und durchsuchten Sicherheitskräfte in Uniform, aber auch in ziviler Kleidung, nach HRW-Angaben zudem willkürlich Passanten.

Die für die Regionen Nahost und Nordafrika zuständige HRW-Direktorin Sarah Leah Whitson warf Ägypten eine "verheerende Verletzung internationalen Rechts" vor und rief westliche Regierungen dazu auf, militärische Hilfen für Ägypten einzustellen.

Am vergangenen Freitag und am darauffolgenden Wochenende waren in mehreren ägyptischen Städten hunderte Menschen auf die Straße gegangen, die den Rücktritt von Staatschef al-Sisi forderten. In Kairo gab es auch Proteste auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz, der 2011 der Schauplatz wochenlanger Massenproteste gegen den langjährigen Machthaber Husni Mubarak gewesen war.

Ausgelöst worden waren die Proteste von dem im spanischen Exil lebenden Bauunternehmer Mohammed Ali, der al-Sisi und dem ägyptischen Militär Korruption vorwirft. Ali fordert eine "Volksrevolution" und hat für diesen Freitag zu neuen Massenprotesten aufgerufen.

Regierungskritische Demonstrationen sind in Ägypten äußerst selten. Unter dem seit 2013 herrschenden General al-Sisi, der den demokratisch gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt hatte, werden Proteste und Kritik weitgehend unterdrückt. Tausende Islamisten, Regierungsgegner, Blogger und Aktivisten wurden in den vergangenen Jahren inhaftiert und teils verurteilt.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Syrien-Flüchtlinge: EU-Kommission gegen überstürzte Abschiebedebatte

Nach dem Umsturz in Syrien hat sich die EU-Kommission gegen eine überstürzte Abschiebedebatte ausgesprochen. Der neue EU-Innenkommissar Magnus Brunner plädierte am Donnerstag am Rande eines Innenministertreffens in Brüssel dafür, "als ersten Schritt" die freiwillige Rückkehr syrischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zu unterstützen. Für das weitere Vorgehen brauche Europa noch etwas Zeit, um die Situation in Syrien besser einschätzen zu können, sagte der Österreicher.

Polizisten tragen Mitschuld für tödlichen Unfall bei Nichtbeachtung von Verkehr

Halten sich Polizisten nach der Absicherung eines Unfalls weiter auf einer Autobahn auf, ohne auf den Verkehr zu achten und sich hinter eine Betonschutzwand zu stellen, tragen sie einem Urteil aus Hessen zufolge eine Mitschuld, wenn sie Opfer eines weiteren Unfalls werden. Die betroffenen Beamten tragen zusammen ein Drittel der Schuld, wie das Oberlandesgericht Frankfurt am Main am Donnerstag mitteilte. (Az.: 15 U 104/22)

CDU-Politiker Voigt zu neuem Thüringer Ministerpräsidenten gewählt

Der CDU-Politiker Mario Voigt ist zum neuen Thüringer Ministerpräsidenten gewählt worden. Voigt erhielt am Donnerstag bei der Abstimmung im Landtag in Erfurt bereits im ersten Wahlgang 51 Stimmen der insgesamt 88 Abgeordneten und damit die nötige absolute Mehrheit. Gegen Voigt stimmten 33 Abgeordnete, vier enthielten sich. Der 47-Jährige nahm die Wahl an und wurde im Anschluss vereidigt.

Linke unterstützt CDU-Bewerber Voigt bei Ministerpräsidentenwahl in Thüringen

Thüringens CDU-Landeschef Mario Voigt kann bei der Ministerpräsidentenwahl am Donnerstag im Landtag bereits im ersten Wahlgang mit Stimmen der Linkspartei rechnen. Linksfraktionschef Christian Schaft sagte den Koalitionsfraktionen CDU, Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und SPD unmittelbar vor Beginn der Landtagssitzung Unterstützung zu. "Unsere Stimmen sind ein Vertrauensvorschuss, aber kein Blankoscheck", erklärte Schaft. Es gehe "um einen geordneten Übergang und stabile demokratische Mehrheiten".

Textgröße ändern: