Neuer "Pflege-TÜV" soll Qualität in Heimen besser bewerten
Schluss mit dem alten Notensystem, dafür mehr Transparenz bei der Bewertung von Pflegeheimen: Der neue "Pflege-TÜV" soll die Qualität von stationären Einrichtungen künftig besser abbilden. Letztlich werde damit auch die Pflegequalität verbessert, erklärte Monika Kücking vom GKV-Spitzenverband am Dienstag in Berlin zum Start des neuen Prüfsystems. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach von einem "Riesenschritt für mehr Vertrauen ins System".
Das alte Benotungssystem für Pflegeheime sei "leider eine Farce" gewesen, erklärte Spahn. Die bisherigen Pflegenoten galten als intransparent und wenig aussagekräftig. Dabei seien Pflegebedürftige und ihre Angehörige auf aussagekräftige Bewertungen von Pflegeheimen angewiesen, erklärte der Minister. Künftig gehe es "darum, wie es den Bewohnern wirklich geht".
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, sprach von einem "guten Tag für all diejenigen, die sich fundiert und objektiv über Pflegeeinrichtungen informieren wollen". Vom Vermeiden von Stürzen bis zur Hilfe im Notfall würden die Ergebnisse künftig für jedermann verständlich dargestellt, fügte Westerfellhaus hinzu. So werde der Bürger "endlich Transparenz über wahre Pflegequalität" erhalten.
Ab sofort müssen Pflegeheime halbjährlich interne Qualitätsdaten bei ihren Bewohnern erheben - etwa wie mobil und selbstständig diese sind. Diese Daten werden an eine unabhängige Stelle weitergeleitet und dort ausgewertet. Anschließend wird jedes Heim mit den bundesweiten Ergebnissen aller Einrichtungen verglichen.
Ab November überprüft zudem der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) die Versorgungsqualität der Heime. Dabei wird bei einer Stichprobe von jeweils neun Bewohnern geschaut, wie gut diese versorgt sind. Neben einem Gespräch mit den Pflegebedürftigen und der Kontrolle ihres Pflegezustandes soll das Fachgespräch mit den verantwortlichen Pflegefachkräften "wesentlicher Bestandteil des neuen Prüfverfahrens" werden.
Bis Ende kommenden Jahres soll jede Einrichtung in Deutschland einmal geprüft worden sein. Die Ergebnisse der externen MDK-Prüfung und der internen Erhebung sollen den Verbrauchern ab 2020 zur Verfügung stehen.
Positiv äußerte sich der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Die differenzierteren Ergebnisse ermöglichten eine gezielte Qualitätsentwicklung, sagte bpa-Präsident Bernd Meurer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe).
Der Sozialverband VdK Deutschland begrüßte ebenfalls den neuen "Pflege-TÜV". Zugleich mahnte VdK-Präsidentin Verena Bentele an, in einem nächsten Schritt müsse das Begutachtungssystem so weiterentwickelt werden, dass "systematische Fehler in Pflegeeinrichtungen" entdeckt und bewertet werden könnten. Die neuen Qualitätsprüfungssysteme fokussierten sich bisher zu sehr auf zufällige oder individuelle Fehler der Pflegekräfte.
Die deutsche Stiftung Patientenschutz hält zwar den neuen "Pflege-TÜV" für notwendig. Allerdings bringe die Abschaffung der Noten und die neue Darstellung "nach Kreisen, Punkten und Quadraten" keine schnelle Übersicht, bemängelte Stiftungsvorstand Eugen Brysch.
Er forderte für eine rasche Vergleichbarkeit bei der Pflegeheimsuche eine aussagefähige Gesamtnote und "K.O.-Kriterien". "Wenn Heime bei der Schmerztherapie, der Wundversorgung, dem Umgang mit Fixierung oder der Medikamentengabe durchfallen, muss dies für den Nutzer sofort erkennbar sein", hob Brysch hervor.
Die pflegepolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Nicole Westig, forderte "einfachere und kompaktere Darstellungen, die echte Transparenz für Pflegebedürftige und Angehörige schaffen".
Linken-Parteichef Bernd Riexinger kritisierte, der neue TÜV könne "das zentrale Problem in der Pflege nicht lösen: Personalmangel".
(W.Novokshonov--DTZ)