CDU-Spitze warnt vor Vorstoß zur Urwahl des Kanzlerkandidaten
Der Vorstoß der Jungen Union für eine Urwahl des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten sorgt in der Parteiführung für Unruhe. CDU-Vizechef Thomas Strobl und Generalsekretär Paul Ziemiak warnten die Partei vor übermäßiger Selbstbeschäftigung und führten die SPD als warnendes Beispiel an. "Wir sehen an der SPD, dass diese Entscheide ja nicht ein Garant dafür sind, dass es nur nach oben geht in den Umfragewerten", sagte Ziemiak in der ARD.
Auch Strobl warnte davor, Basisentscheide als "Allheilmittel" zu sehen. "Mit einer Urwahl geht immer eine wochen- oder gar monatelange Selbstbeschäftigung einher", sagte er der "Bild" vom Montag. "Die Menschen mögen es freilich nicht, wenn Parteien sich übermäßig oder gar ausschließlich mit sich selber beschäftigen."
Die Junge Union will bei ihrem Jahrestreffen am Wochenende über einen Antrag abstimmen, der den Mitgliedern die Entscheidung über den nächsten Kanzlerkandidaten oder die Kanzlerkandidatin überlassen soll. Die Kandidatur laufe nicht automatisch auf CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hinaus, sagte JU-Chef Tilman Kuban der ARD. "Wir haben viele gute Köpfe."
Die konservative Werte-Union will auf dem CDU-Bundesparteitag im November einen Antrag zur Urwahl des Kandidaten einbringen. Am Wochenende startete sie eine Onlineumfrage unter Mitgliedern, um Unterstützung für dieses Vorhaben zu sammeln.
Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zeigte sich offen für eine Urwahl. Denn "wer sich in einem solchen Bereich dann am besten schlägt, kann durchaus ein starker Kandidat für eine nächste Kanzlerschaft sein", sagte er der "Bild". Auf die Nachfrage, wie wahrscheinlich eine Kandidatur Kramp-Karrenbauers sei, antwortete er lediglich: "Schauen wir mal."
Nach derzeitiger Planung will die Union beim Parteitag Ende kommenden Jahres den Kanzlerkandidaten oder die Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl 2021 bestimmen. CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer lässt bislang offen, ob sie selbst die Kanzlerkandidatur übernehmen will. Traditionell hat bei der CDU der oder die Vorsitzende ein Zugriffsrecht darauf.
Kramp-Karrenbauer steht derzeit allerdings wegen schlechter Umfragewerte unter Druck. In einer Insa-Umfrage für die "Bild" vom Samstag gaben 63 Prozent der Befragten an, dass sie Kramp-Karrenbauer das Kanzleramt nicht zutrauten. Nur elf Prozent sagten, dass sie es ihr zutrauten.
(A.Nikiforov--DTZ)