
Merz gibt sich bei CDU-Parteitag zahm und stützt Kramp-Karrenbauer

In seiner mit Spannung erwarteten Rede auf dem CDU-Parteitag in Leipzig hat Friedrich Merz Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer seine Unterstützung zugesagt und auf Kritik an ihr verzichtet. Kramp-Karrenbauer habe eine "kämpferische, mutige und nach vorne zeigende Rede gehalten", sagte Merz am Freitag vor den Delegierten. "Dafür sind wir ihr alle dankbar", sagte er. Kramp-Karrenbauer hatte zuvor ihren Rückzug angeboten, falls sie für ihren Kurs keine Unterstützung finde.
Merz führte die SPD als mahnendes Beispiel dafür an, welchen Schaden es anrichte, wenn sich eine Partei zu sehr mit internem Personalstreit beschäftige. "Die Sozialdemokraten sind strukturell illoyal", sagte Merz. "Und wir sind loyal zu unserer Vorsitzenden, der Parteiführung und der Bundesregierung, die wir tragen." Die Jahre der CDU-geführten Regierungen seien "gute Jahre für Deutschland" gewesen, betonte Merz.
Der frühere Unionsfraktionschef, der Kramp-Karrenbauer bei der Wahl zum Parteivorsitz nur knapp unterlegen war, äußerte sich auch zu seiner eigenen Person und bot an: "Wenn Sie wollen, dass ich dabei bin, dann bin ich dabei." Es gehe nicht um ihn "oder gar irgendwelche niederen Motive, die mir unterstellt werden".
Dafür lasse sich "kämpfen, streiten", sagte Merz weiter. Da müsse die Partei auch einmal unterschiedliche Meinungen aushalten. Vom Leipziger Parteitag müsse die Botschaft ausgehen, dass die Christdemokraten ihre Verantwortung für Deutschland in den nächsten Jahren so wahrnehmen wollten wie in den vergangenen Jahrzehnten. "Dafür möchte ich zusammen mit Ihnen kämpfen."
Merz hatte kürzlich für Verärgerung auch in der eigenen Partei gesorgt, als er das Erscheinungsbild der großen Koalition als "grottenschlecht" kritisierte. Innerparteilich gilt er als Rivale Kramp-Karrenbauers um die Kanzlerkandidatur.
In einem Punkt grenzte sich Merz aber deutlich von Kramp-Karrenbauer und der CDU-Führung ab. Gruppierungen wie die rechtskonservative Werte-Union und die liberale Union der Mitte müssten "ihren Platz in der Union" haben, sagte er. Die CDU könne "keinen Zuspruch finden, wenn wir innerhalb der eigenen Partei den einen oder anderen oder ganze Gruppen ausgrenzen", sagte er.
Das "Allerbeste" wäre jedoch, "wenn es solche Gruppen gar nicht geben müsste, dass nämlich alle in der Mitte der Union sind", fügte Merz hinzu. Die derzeitige Parteiführung sieht die Aktivitäten dieser Gruppierungen kritisch.
Für seinen Parteitagsauftritt erhielt Merz knapp zwei Minuten Beifall. Kramp-Karrenbauer hatte zuvor sieben Minuten stehende Ovationen erhalten.
(U.Stolizkaya--DTZ)