
Generalstreik bringt Frankreich zum Stillstand - Mehr als 180.00 Demonstranten

In Frankreich hat ein Generalstreik das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt. Zahlreiche Züge und Flüge fielen am Donnerstag aus, Schulen blieben geschlossen. Laut Polizei gingen landesweit bis zum Mittag mehr als 180.000 Menschen auf die Straße. Damit sind es die größten Proteste seit Beginn der "Gelbwesten"-Krise vor gut einem Jahr. Der Streik richtet sich gegen die Rentenreform-Pläne von Präsident Emmanuel Macron.
Nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft SNCF beteiligten sich fast neun von zehn Lokführern an dem Streik, auch jeder zweite Lehrer war laut Bildungsministerium im Ausstand. Proteste gab es auch in Krankenhäusern, bei der Müllabfuhr, bei Polizei und Feuerwehr. In Paris blieben die meisten Metros geschlossen. Züge und Flüge zwischen Deutschland und Frankreich waren ebenfalls betroffen.
In Nantes in Westfrankreich kam es zu ersten Ausschreitungen. Nach Angaben des Fernsehsenders BFM-TV warfen schwarz gekleidete Vermummte Steine auf Polizisten, die Beamten reagierten mit Tränengas. Alleine in Paris waren wegen befürchteter Krawalle rund 6000 Polizisten im Einsatz.
In Paris und vielen anderen Städten des Landes gingen dagegen zehntausende Menschen friedlich auf die Straße. Auch Mitglieder der Protestbewegung der "Gelbwesten" beteiligten sich. "Das betrifft alle", sagte ein 46-jähriger Mitarbeiter der Opel-Mutter PSA bei einer Demonstration in Rennes in Nordfrankreich. "Niemand kann sich vorstellen, bis 70 zu arbeiten."
Die Regierung will das gesetzliche Renteneintrittsalter von 62 Jahren zwar offiziell nicht antasten, allerdings müssen die Franzosen dann mit Abschlägen rechnen. Zudem will Präsident Macron die Vorzugsrenten von mehr als 40 Branchen abschaffen, unter denen Angestellte des öffentlichen Dienstes teilweise bereits mit Mitte 50 in den Ruhestand gehen können.
Macrons Büro erklärte, der Präsident halte "entschlossen" an seinen Reformplänen fest. Premierminister Edouard Philippe will die Vorhaben demnach Mitte der kommenden Woche im Detail erläutern. Macron hatte die Reform wegen der "Gelbwesten"-Proteste vorerst aufgeschoben.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, drohte der Regierung erneut mit wochenlangen Protesten. Der Streik sei in vielen Bereichen verlängerbar, "das ist sicher", sagte er. Die Angestellten der Pariser Nahverkehrsgesellschaft RATP wollen den Ausstand nach Angaben von Gewerkschaftern vorerst bis Montag verlängern.
(S.A.Dudajev--DTZ)