Deutsche Tageszeitung - Union und SPD zeigen sich gesprächsbereit - und ziehen rote Linien

Union und SPD zeigen sich gesprächsbereit - und ziehen rote Linien


Union und SPD zeigen sich gesprächsbereit - und ziehen rote Linien
Union und SPD zeigen sich gesprächsbereit - und ziehen rote Linien / Foto: ©

Vor ihrem geplanten ersten Treffen zurren die neue SPD-Führung und die Unionsspitzen ihre Positionen fest. Beide Seiten hoben am Montag ihre Gesprächsbereitschaft hervor, zogen zugleich aber rote Linien. SPD-Chefin Saskia Esken stellte Bedingungen für die von der Union geforderte Senkung der Unternehmensteuer. Führende Unionspolitiker machten derweil klar, dass sie dem Wunsch der neuen SPD-Führung nach einer linkeren Positionierung der Koalition nicht folgen werden.

Textgröße ändern:

Der Koalitionsausschuss soll sich noch vor Weihnachten treffen. An strittigen Themen dürfte es dabei nicht mangeln. Klimaschutz, Mindestlohn, Investitionen, Steuern - in all diesen Punkten vollzog der SPD-Parteitag am Wochenende einen Schwenk nach links.

Die neue SPD-Chefin Esken zeigte sich nun in der Frage der Unternehmensteuerreform zum Entgegenkommen bereit. "Über Steuerreformen kann man immer reden. Aber die Frage ist, wie schafft man einen guten Ausgleich", sagte sie "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" vom Montag.

Steuersenkungen für Unternehmen "im großen Stil" seien "nicht denkbar ohne einen Ausgleich an anderer Stelle", sagte sie in dem Zeitungsinterview. Die SPD setze sich für massive öffentliche Investitionen ein, "dafür brauchen wir dieses Geld". Eine Reform der Unternehmensteuer ist ein Kernanliegen von CDU und CSU.

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) warnte die SPD vor zu weit reichenden Forderungen. "Wir haben in den letzten Monaten als Union einige Kompromisse gemacht, um es auch der SPD leichter zu machen, aber da ist der Kredit jetzt auch aufgebraucht", sagte er im RBB-Inforadio.

Wenn die SPD als Partei nach links rücke, dann sei das "in Ordnung", sagte er. "Aber wenn sie jetzt den Anspruch erhebt, als Koalition nach links zu rücken, da wird das Ganze nicht funktionieren mit uns."

CSU-Chef Markus Söder warnte die neue SPD-Führung vor einer Blockade der Koalitionsarbeit. Der SPD-Parteitag habe "natürlich die Lage der Republik verändert", sagte Söder in München. "Die SPD versucht einen Linksruck zu machen." Zu seinen Erwartungen an die Koalition sagte er: "Stabilität ja, aber Siechtum nein."

Für die Union biete die Linksverschiebung eine Chance, sagte Brinkhaus in den Sendern RTL und n-tv. "Die SPD räumt die Mitte - gut für uns, weil wir die Partei der Mitte sind", sagte der Fraktionschef. Die Beschlüsse des SPD-Parteitags zur Wiedereinführung der Vermögensteuer und zur Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro seien mit der Union aber nicht zu machen.

Neuverhandlungen zum Klimapaket lehnte Brinkhaus ebenfalls ab. "Damit wollen wir bis zum 20. Dezember fertig werden", sagte er der "Rheinischen Post". "Es macht in dieser Phase jetzt keinen Sinn, noch einmal grundlegend neue Positionen aufzubauen."

Bei dem geplanten Spitzentreffen der Koalition werde es "sicher ein Geben und Nehmen geben", sagte Esken. Diese Gespräche dürften nach Einschätzung der Parteichefin eher Wochen als Tage dauern.

Der neue SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sieht derweil Spielraum für Verhandlungen mit der Union. "Frau Merkel hat in ihrer Haushaltsrede drei Punkte genannt, die mich optimistisch stimmen", sagte Walter-Borjans der Düsseldorfer "Rheinischen Post" vom Montag. Er verwies auf Merkels Bekenntnis zum Klimaschutz und zum Eintreten gegen das Auseinanderdriften der Gesellschaft.

Auch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich wies auf Spielraum für eine weitere Zusammenarbeit hin. Seine Erfahrung zeige, dass CDU und CSU offen seien für Verhandlungen, sagte er im RBB-Inforadio. Mützenich verwies darauf, dass der SPD-Parteitag keine Nachverhandlungen des Koalitionsvertrags beschlossen habe. Es gehe lediglich darum, in der Klima- und Investitionspolitik "noch das ein oder andere zu erreichen".

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Starmer: Großbritannien verpflichtet sich zu Fünf-Prozent-Ziel der Nato

Großbritannien verpflichtet sich nach Angaben von Premierminister Keir Starmer zum Fünf-Prozent-Ziel der Nato. Der Premier erklärte am Montag, sein Land werde sich bemühen, bis 2035 insgesamt fünf Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben. Dies sei eine Gelegenheit, "unser Engagement für die Nato zu vertiefen und größere Investitionen" in die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit des Landes voranzutreiben, erklärte Starmer.

Trump: Waffenruhe im Iran-Israel-Krieg "jetzt in Kraft"

Im Krieg zwischen dem Iran und Israel ist nach Angaben von US-Präsident Donald Trump eine Feuerpause in Kraft getreten. "Die Waffenruhe ist jetzt in Kraft. Bitte verstoßt nicht dagegen", schrieb Trump am Dienstagmorgen in seinem Onlinedienst Truth Social. Der US-Präsident hatte zuvor mitgeteilt, dass die Feuerpause stufenweise in Kraft treten solle. Erst werde der Iran gegen 06.00 Uhr (MESZ) alle Angriffe einstellen, Israel werde zwölf Stunden später nachziehen. Nach Ablauf der 24 Stunden sei ein "offizielles Ende" des Krieges erreicht.

Coventry beim IOC: Schenderlein sieht "inspirierenden" Moment

Deutschlands Sportministerin Christiane Schenderlein hat den Start der Amtszeit von IOC-Präsidentin Kirsty Coventry als bedeutsamen Schritt gewürdigt. "Ich freue mich sehr, dass mit der historischen Wahl erstmals eine Frau dieses Amt bekleidet", sagte die Staatsministerin für Sport und Ehrenamt: "Ihre Wahl ist ein bedeutender und inspirierender Moment für die gesamte olympische Bewegung."

Iranischer Außenminister signalisiert Bereitschaft zur Einstellung der Angriffe auf Israel

Der Iran hat die Bereitschaft signalisiert, die Angriffe auf Israel einzustellen, sollte Israel seine Attacken beenden. Stelle "das israelische Regime seine illegale Aggression gegen das iranische Volk" bis spätestens 04.00 Uhr morgens Teheraner Zeit (02.30 Uhr MESZ) ein, "haben wir nicht die Absicht, unsere Reaktion danach fortzusetzen", erklärte der iranische Außenminister Abbas Araghtschi am Dienstag in Onlinenetzwerken.

Textgröße ändern: