
Massive Störungen im öffentlichen Verkehr durch andauernde Streiks in Frankreich

In Frankreich überschattet das streikbedingte Chaos im öffentlichen Verkehr auch die Weihnachtsfeiertage. An Heiligabend - dem 20. Protesttag gegen die geplante Rentenreform - verkehrten nur 40 Prozent der TGV-Schnellzüge regelmäßig, wie die Verkehrsgesellschaft SNCF am Dienstag mitteilte. In Paris fuhren nur die beiden automatisch betriebenen Linien im üblichen Takt. Zehntausende Franzosen, die die Feiertage mit ihren Familien verbringen wollten, saßen wegen ausfallender Züge fest.
Im Nahverkehr waren nach SNCF-Angaben nur rund 20 Prozent der Züge im Einsatz. Ab Dienstagnachmittag werde der Nahverkehr von Paris in die Vorstädte komplett eingestellt, erklärte die Verkehrsgesellschaft.
"Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte der 66-jährige Joel Rossignon, der aus dem Osten Frankreichs in die Hauptstadt angereist war, um Weihnachten mit seinem außerhalb von Paris lebenden Sohn zu verbringen. "Wir haben versucht, ein Taxi vorzubestellen - schon gestern, aber es gab keine", fügte er hinzu.
Zwar unterstützt ein Großteil der Franzosen den Streik der Gewerkschaften weiter, doch die Zustimmung sank zuletzt um drei Prozentpunkte auf 51 Prozent, wie eine Umfrage des Instituts Ifop vom Sonntag ergab.
Der 27-jährige Chemiker Juno Dormevil sagte, er habe Verständnis für die Streiks in einigen Sektoren, etwa in der Pflege, "jedoch nicht für die Eisenbahner". Die Belastung durch den Streik bezeichnete er als einen "täglichen Kampf". Für seinen Arbeitsweg brauche er inzwischen drei Stunden statt einer. "Ich habe keine anderen Transportmittel", fügte er hinzu.
Doch nach dem Scheitern der Verhandlungen in der vergangene Woche kündigte die Regierung eine Fortsetzung der Proteste auch über die Feiertage hinweg an. Es gebe "keinen Grund", den Streik "plötzlich" einzustellen, sagte der Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft CGT, Laurent Brun, der kommunistischen Zeitung "L’Humanité".
Die Rentenreform ist das zentrale Reformversprechen von Präsident Emmanuel Macron. Er will das komplizierte System mit 42 verschiedenen Regelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Eintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.
Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sollen am 7. Januar fortgesetzt werden, wie das Büro von Premierminister Edouard Philippe am Montag mitteilte.
(P.Tomczyk--DTZ)