Boris Johnson kämpft auf Intensivstation weiter gegen schwere Corona-Infektion
Der britische Premierminister Boris Johnson kämpft weiter gegen seine schwere Coronavirus-Infektion an: Der 55-Jährige verbrachte eine zweite Nacht auf der Intensivstation des St.-Thomas-Krankenhauses in London. "Wie ich höre, ist der Zustand des Premierministers stabil, es geht ihm gut, er ist optimistisch", sagte Gesundheitsstaatssekretär Edward Argar am Mittwoch dem Sender Sky News. Die Regierung versicherte derweil, sei sei vollständig handlungsfähig.
Argar sagte, Johnson sei mit Sauerstoff versorgt worden, benötige aber bislang kein Beatmungsgerät. Die Zeitung "Times" berichtete, Johnsons zunächst über zehn Tage anhaltend hohes Fieber sei gesunken. Der "Daily Telegraph" meldete, Johnson sei bei einem der führenden Lungenfachärzte Großbritanniens in Behandlung.
Die Zeitungen des Landes forderten die Briten auf, an ihren erkrankten Regierungschef zu denken. "Er blieb für Euch bei der Arbeit, nun betet zu Hause für ihn", titelte das Boulevardblatt "Sun". "Boris wird das durchziehen", schrieb der "Daily Express".
Vertretungsweise führt Außenminister Dominic Raab die Amtsgeschäfte. Er bezeichnete Johnson als "Kämpfer" und erklärte, der Premier werde "zurückkommen und uns durch diese Krise führen". "Er ist nicht nur unser Chef, er ist auch ein Kollege und ein Freund", sagte Raab.
Der Außenminister hatte am Dienstag die tägliche Corona-Konferenz anstelle des Premiers geleitet. Später erklärte er, es sei noch zu früh, um sagen zu können, ob die strikten Eindämmungsmaßnahmen, die am 23. März für zunächst drei Wochen verhängt worden waren, gelockert werden könnten.
Großbritannien verfügt nach der Verfassung formell nicht über den Posten eines Vize-Premiers. Nach Einschätzung von Experten benötigt Raab die Zustimmung des restlichen Kabinetts, um wichtige Entscheidungen treffen zu können.
Die Downing Street wies derweil den Vorwurf zurück, es herrsche ein Machtvakuum an der Führungsspitze, und erklärte, die Corona-Maßnahmen würden wie geplant in der kommenden Woche überprüft. "Es gibt einen klaren Plan, die Regierung und das Kabinett arbeiten zusammen, um diesen Plan umzusetzen", sagte Johnsons Sprecher.
Gesundheitsstaatssekretär Argar sagte der BBC, die Entscheidung werde getroffen, sobald der Höhepunkt der Pandemie überschritten sei. Regierungsberater Patrick Vallance hatte zuvor darauf verwiesen, dass Großbritannien bei der Entwicklung der Pandemie bezüglich Infektionszahlen und Todesfällen etwa zwei Wochen hinter Frankreich und mehrere Wochen hinter Italien stehe.
Johnson ist der ranghöchste Politiker weltweit, der mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist. Die Verlegung eines Premierministers auf die Intensivstation während eines nationalen Ausnahmezustands ist ein beispielloser Vorgang.
Die Einlieferung ins Krankenhaus und die Verlegung auf die Intensivstation schockierten das Land. "Das ist ein totaler Schock, völlig ungewohnt für all diejenigen, die ihn kennen", sagte Johnsons Biograf Andrew Gimson der BBC. Johnson habe ihn immer optimistisch gestimmt, "und nun ist er der Angeschlagene".
Nach Einschätzung von Fachleuten ist die Verlegung von Corona-Patienten auf die Intensivstation nicht ungewöhnlich, dennoch zeige dies, dass Johnsons Zustand äußerst ernst sei. "Die Entwicklung zeigt zweifellos, dass Boris Johnson sehr krank ist", sagte der Professor für medizinische Bildgebung vom University College in London, Derek Hill.
In Johnsons Umfeld waren Befürchtungen geäußert worden, dessen Erkrankung könnte sich unter seiner hohen Arbeitsbelastung verschlimmert haben. Johnson war zudem dafür kritisiert worden, dass er anfangs nur zögerlich auf die Pandemie reagierte und noch Anfang März erklärte, er schüttele allen Menschen immer noch die Hand. Dazu zählten bei einem Besuch in einem Krankenhaus auch Covid-19-Patienten.
(V.Sørensen--DTZ)