WDR-Reporterin wirft Frankreichs Ex-Präsident Giscard sexuelle Belästigung vor
Eine WDR-Reporterin wirft dem früheren französischen Präsidenten Valery Giscard d’Estaing sexuelle Belästigung vor: Die Fernsehjournalistin Ann-Kathrin Stracke sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP, sie habe bei der Pariser Staatsanwaltschaft Anzeige gegen den 94-jährigen Giscard erstattet. Nun hofft die 37-Jährige nach eigenen Worten auf "eine gesellschaftliche Debatte über sexuelle Belästigung und mehr Mut, Dinge anzusprechen".
Stracke sagte, der frühere Staatschef habe nach einem Interview im Dezember 2018 mehrfach ihr Gesäß berührt. "Ich habe die Situation als sehr degradierend, als sehr herabsetzend empfunden", betonte die Journalistin. Ein anwesender Kameramann habe sie aus der misslichen Situation befreit, indem er eine Lampe umgeworfen habe.
Der WDR teilte mit, Giscards Büro habe weder auf einen offiziellen Beschwerdebrief noch auf die Strafanzeige von diesem März inhaltlich reagiert. Auch das Umfeld des früheren Staatschefs wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Stracke sagte, nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte durch die "Süddeutsche Zeitung" und das französische Blatt "Le Monde" habe es "viel Kritik in den sozialen Medien" gegeben. Aber es gebe auch "Zuspruch für meinen Mut und Respekt vor meiner Entscheidung, den Vorfall öffentlich" zu machen.
Stracke hatte Giscard anlässlich des 100. Jahrestags der Geburt von Helmut Schmidt (SPD) interviewt. Der frühere Staatschef war ein langjähriger Freund des verstorbenen Ex-Kanzlers. Giscard war von 1974 bis 1981 Frankreichs Präsident.
(I.Beryonev--DTZ)