Internationales Gedenken an Weltkriegsende vor 75 Jahren
Im Zeichen der Corona-Pandemie ist international an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnert worden. In Paris, London und Washington waren die Gedenkzeremonien am Freitag wegen der Gesundheits-Auflagen aber stark eingeschränkt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warnte bei einem virtuellen Treffen des UN-Sicherheitsrats vor dem Wiedererstarken von Nationalismus und Fremdenhass.
Maas sagte in Anspielung auf nationalistische Tendenzen auch in Deutschland: "Diejenigen, die versuchen, Opfer zu Tätern zu machen und Angegriffene zu Angreifern, verletzen das Andenken der Opfer" des Zweiten Weltkriegs. Er mahnte, die mehr als 60 Millionen toten Frauen, Männer und Kinder nicht zu vergessen und insbesondere nicht die "Ermordung nahezu aller jüdischen Bürger Europas".
Auch die früheren Alliierten erinnerten an das Ende des Zweiten Weltkriegs. US-Präsident Donald Trump würdigte die getöteten US-Soldaten als "selbstlose und heldenhafte Kämpfer". Trump wollte in der Weltkriegsgedenkstätte in Washington einen Kranz niederlegen. Laut einer Erklärung des Weißen Hauses wollte er damit die "Kräfte der Freiheit feiern, die die Tyrannei besiegt haben".
In Frankreich legte Präsident Emmanuel Macron Kränze in Erinnerung an General Charles de Gaulle sowie die Weltkriegstoten nieder. In Paris war ursprünglich eine Feier mit Veteranen und anderen Zeitzeugen geplant. Diese musste wegen der Corona-Krise deutlich verkleinert werden.
Macron entfachte am Grabmal des unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen symbolisch die Flamme des Gedenkens. Am Eiffelturm wurde zudem die französische Trikolore gehisst, um "die Kämpfer und Widerstandskämpfer des Zweiten Weltkriegs" zu ehren.
Dazu gehörte auch die Widerstandskämpferin Cécile Rol-Tanguy, die nun im Alter von 101 Jahren starb, wie ihre Familie mitteilt. Sie war mit ihrem Mann Henri maßgeblich an der Pariser Befreiung von den Nazis im August 1944 beteiligt.
In Großbritannien wollte die Queen um 21.00 Uhr eine Fernsehansprache halten. Zur selben Uhrzeit hatte ihr Vater King George VI. 1945 in einer Radioansprache den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland verkündet. Thronfolger Prinz Charles wollte zudem Auszüge aus dem Tagebuch des Königs vom Victory Day verlesen.
Im Anschluss waren die Briten aufgerufen, von ihren Haustüren oder Balkonen aus den während des Zweiten Weltkriegs populären Song "We’ll Meet Again" von Vera Lynn anzustimmen. Die ursprünglich für den 8. Mai geplanten Straßenfeste und Veteranenmärsche mussten wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Premierminister Boris Johnson und weitere Regierungsmitglieder planten aber Videotelefonate mit Weltkriegs-Veteranen.
Auch in Russland fällt das Gedenken in diesem Jahr kleiner aus. Die traditionelle Militärparade zum 9. Mai ist abgesagt. Am Samstag ist lediglich eine Luftschau geplant.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gedachte gemeinsam mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefonisch des Kriegsendes. Die beiden seien sich einig, dass "die Erinnerung an den Krieg und seine Schrecken für alle Zeit wach gehalten werden" müsse, erklärte die Bundesregierung.
Die Sowjetunion gilt als das Land, das im Zweiten Weltkrieg die mit Abstand meisten Opfer zu beklagen hatte. Am Abend des 8. Mai 1945 hatte die deutsche Wehrmacht bedingungslos kapituliert, womit die NS-Schreckensherrschaft endete. Wenige Tage zuvor war die Rote Armee in Berlin eingerückt. In Russland wird wegen der Zeitverschiebung traditionell am 9. Mai an das Kriegsende erinnert.
(S.A.Dudajev--DTZ)