Deutsche Tageszeitung - Bundesregierung warnt vor Falschinformationen und Mythen in Corona-Krise

Bundesregierung warnt vor Falschinformationen und Mythen in Corona-Krise


Bundesregierung warnt vor Falschinformationen und Mythen in Corona-Krise
Bundesregierung warnt vor Falschinformationen und Mythen in Corona-Krise / Foto: ©

Die Bundesregierung hat angesichts der anhaltenden Proteste vor Falschinformationen und Verschwörungstheorien in der Corona-Krise gewarnt. "Wer falsche Erzählungen zur Corona-Pandemie bewusst verbreitet, will unser Land spalten und die Menschen gegeneinander aufbringen", sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag. Die Bundesregierung appelliere an alle, "in diesen Zeiten genau hinzusehen" und Fakten zu prüfen. "Aus Unsinn können in viel zu vielen Fällen schnell Taten werden", sagte sie mit Verweis auf Angriffe von Journalisten.

Textgröße ändern:

Am Wochenende hatten in mehreren deutschen Städten wieder tausende Menschen gegen die Corona-Auflagen demonstriert. Manche von ihnen warfen der Bundesregierung vor, bewusst die Grundrechte außer Kraft setzen zu wollen, um unkontrolliert Macht auszuüben.

Vizeregierungssprecherin Demmer verwies darauf, dass im Internet oder in Messengergruppen sehr viele unwahre Behauptungen, Verschwörungstheorien, falsche Gesundheitstipps oder Aufrufe zu Verstößen gegen Schutzmaßnahmen oder die öffentliche Ordnung kursierten. "Dadurch werden Menschenleben in Gefahr gebracht", warnte sie.

Ausdrücklich wies sie einige der Vorwürfe von Demonstranten zurück. "Es wird keine Impfpflicht gegen das Coronavirus geben", betonte die stellvertretende Regierungssprecherin und verwies auf Äußerungen von Kanzleramtsminister Helge Braun vom Wochenende.

Auch zu Microsoft-Gründer Bill Gates und die Arbeit seiner Stiftung seien "jede Menge erfundene Geschichten im Umlauf", sagte Demmer weiter. "Die Bundesregierung schätzt die Arbeit der Stiftung ganz ausdrücklich", betonte sie.

Die Bill und Melinda Gates Stiftung setze sich seit 20 Jahren weltweit erfolgreich für Armutsbekämpfung und Gesundheitsschutz in Entwicklungsländern ein. Demmer hob hervor, dass die Stiftung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bislang 250 Millionen Dollar bereitgestellt habe.

Es sei "völlig klar", dass eine kritische Öffentlichkeit, Kundgebungen und Debatten auch in Zeiten der Corona-Pandemie zur Demokratie gehörten, so die Vize-Regierungssprecherin. Es müsse allen klar sein, "wir nehmen die Sorgen, Nöte und selbstverständlich auch die Kritik zu diesem Thema sehr ernst".

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, sie beobachte bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen Veränderungen bei der Teilnehmerstruktur. "Wir haben an diesem Wochenende schon eine ganz andere Qualität der Demonstrationen erlebt", sagte sie den Sendern RTL und ntv. Viele Menschen, die zu Recht etwa wegen Schul- und Kita-Schließungen auf ihre schwierige Lebenssituation hinweisen wollten, überlegten sich inzwischen genau, ob sie sich denjenigen Demonstrationen anschließen, "die von Verschwörungstheoretikern und teilweise von Extremisten organisiert werden".

FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg äußerte Verständnis für die Proteste gegen die Corona-Beschränkungen, nicht aber für Gewalt und Verschwörungstheorien. Die Pandemie erfordere "Rücksichtnahme der Bürger untereinander, nicht aber Frag- und Kritiklosigkeit gegenüber dem Staat", sagte die FDP-Politikerin der "Passauer Neuen Presse" vom Montag. Sie finde es grundsätzlich "legitim, nach der Verhältnismäßigkeit der Corona-Einschränkungen zu fragen".

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich rief die Bürger dazu auf, sich bei Demonstrationen von Verschwörungstheoretikern und Extremisten zu distanzieren. "Einigen dürfte aufgefallen sein, mit wem sie da zusammen demonstriert haben", sagte Mützenich den Funke-Zeitungen vom Montag. "Es sollte Lernprozesse geben, mit wem man sich gemein macht und mit wem nicht."

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Münchens Oberbürgermeister Reiter stellt Scholz' Kanzlerkandidatur infrage

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat eine erneute Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz infrage gestellt und dessen Verzicht zu Gunsten von Verteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) ins Gespräch gebracht. "Natürlich kommt der beliebteste Politiker Deutschlands als SPD-Kanzlerkandidat infrage", sagte Reiter dem "Tagesspiegel" (Dienstagsausgabe) mit Blick auf Pistorius. "Wenn jemand wie Boris Pistorius ein solches Ansehen hat, muss die SPD auch darüber nachdenken, ob er die beste Wahl für die Kanzlerkandidatur ist oder ob man mit dem amtierenden Bundeskanzler ins Rennen geht."

Baerbock nimmt an Unterstützer-Konferenz in Ukraine-Nachbarland Moldau teil

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nimmt am Dienstag an einer internationalen Konferenz zur Unterstützung des an die Ukraine grenzenden Landes Moldau teil. Das Treffen in der Hauptstadt Chisinau ist bereits die fünfte Konferenz der sogenannten Moldau-Partnerschaftsplattform, die kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine von Deutschland, Frankreich und Moldaus Nachbarland Rumänien ins Leben gerufen worden war.

Von der Leyen informiert EU-Parlament über Bildung der neuen Kommission

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will am Dienstag in Straßburg die Spitzen im Europaparlament über den aktuellen Stand bei der Bildung ihrer neuen Kommission informieren. Eigentlich wollte sie ihr neues Team für die nächsten fünf Jahre vorstellen. Doch nach dem überraschenden Rücktritt des französischen EU-Kommissars Thierry Breton ist unklar, ob die komplette Liste spruchreif ist.

Brandenburger Spitzenkandidaten stehen sich in RBB-"Kandidatencheck" gegenüber

Fünf Tage vor der Landtagswahl in Brandenburg stehen sich am Dienstag (20.15 Uhr) die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der aussichtsreichsten Parteien in einer Fernsehdebatte gegenüber. Zum "Kandidatencheck" des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) werden Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sowie die Spitzenkandidaten Hans-Christoph Berndt (AfD), Jan Redmann (CDU), Antje Töpfer (Grüne), Sebastian Walter (Linke), Péter Vida (Freie Wähler) und Robert Crumbach (BSW) erwartet.

Textgröße ändern: