Deutsche Tageszeitung - Trump will Twitter & Co. an die Kandare nehmen

Trump will Twitter & Co. an die Kandare nehmen


Trump will Twitter & Co. an die Kandare nehmen
Trump will Twitter & Co. an die Kandare nehmen / Foto: ©

Mit der geplanten Verordnung zu Online-Netzwerken will US-Präsident Donald Trump Zeitungsberichten zufolge ein Vorgehen gegen Twitter & Co. wegen angeblicher Unterdrückung der Meinungsfreiheit erleichtern. Während Mitarbeiter des Präsidenten am Donnerstag lediglich erklärten, es werde eine Exekutivverordnung "die sozialen Medien betreffend" geben, zitierte die "New York Times" zwei hochrangige Regierungsvertreter mit den Worten, die neue Regelung solle es den Bundesbehörden erleichtern, Dienste wie Twitter und Facebook wegen Unterdrückung der Meinungsfreiheit zu verfolgen.

Textgröße ändern:

Als solche könnten das Löschen von Einträgen und das Aussetzen von Mitgliedschaften bei den Online-Netzwerken gesehen werden, hieß es in dem Bericht weiter. Die "Washington Post" zitierte am Mittwoch aus einem nicht datierten Entwurf der Anordnung, die Regierung wolle es "nicht zulassen, dass eine begrenzte Zahl an Online-Plattformen die Meinungsäußerungen handverliest, welche die Amerikaner online lesen und veröffentlichen können".

Beide Zeitungen berichteten, dass die nach ihren Angaben noch nicht fertig ausgearbeitete Anordnung auch dazu führen könnte, dass Unternehmen wie Twitter, Facebook und Google juristisch für die auf ihren Plattformen veröffentlichten Inhalte verantwortlich gemacht werden könnten. Das Weiße Haus hatte am Mittwoch angekündigt, Trump werde die Verordnung am Donnerstag unterzeichnen.

Anlass für die Regulierungspläne ist ein Streit zwischen Trump und dem von ihm rege genutzten Kurzbotschaftendienst Twitter. Das Unternehmen hatte am Dienstag erstmals zwei Tweets des Präsidenten als inhaltlich irreführend gekennzeichnet. Trump reagierte erbost und warf Twitter vor, sich in die Präsidentschaftswahl im November "einzumischen". Am Mittwoch drohte er sogar mit der Schließung von Online-Netzwerken - natürlich bei Twitter.

In den beiden beanstandeten Tweets ging es um vermeintliche Betrügereien bei Briefwahlen. Twitter wies Trumps Behauptung, Briefwahlen führten zu massiven Betrügereien bei der Stimmabgabe, als falsch und "unbegründet" zurück. Direkt unter die Tweets des Präsidenten setzte Twitter einen Link, der zu einem Faktencheck des Unternehmens zu Trumps Äußerungen führt.

Trump beschuldigte das kalifornische Unternehmen, "die Redefreiheit komplett zu unterdrücken". Am Mittwoch legte er nach und schrieb, republikanische Politiker hätten das Gefühl, "dass Social-Media-Plattformen konservative Stimmen komplett zum Schweigen bringen". "Wir werden sie streng regulieren oder schließen, bevor wir das jemals zulassen werden", twitterte Trump.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg betonte am Mittwoch im konservativen Sender Fox News, dass sein Unternehmen ein anderes Selbstverständnis habe als Twitter: "Ich bin einfach sehr überzeugt, dass Facebook nicht der Schiedsrichter der Wahrheit sein sollte für alles, was Menschen online äußern."

Twitter-Gründer und -Chef Jack Dorsey entgegnete, die Bemühungen seiner Plattform, Falschinformationen zu kennzeichnen, machten sie nicht zu einem "Schiedsrichter der Wahrheit". Vielmehr sollten sich widersprechende Äußerungen kenntlich gemacht werden, "damit die Leute selbst urteilen können", schrieb er auf Twitter.

Kate Ruane von der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union warnte, Trump habe nicht das Recht, Twitter zu regulieren. Die US-Verfassung verbiete es klar, dass der Präsident "irgendetwas unternimmt, um Twitter davon abzuhalten, seine unverhohlenen Lügen über die Briefwahl zu kennzeichnen", erklärte sie.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Vermeintlich gestohlenes Mobiliar: Richter spricht Bolsonaro Entschädigung zu

Das vermeintlich gestohlene Mobiliar war nur eingelagert: Der brasilianische Staat muss dem rechtsradikalen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro Schadenersatz zahlen, nachdem sein Nachfolger ihn öffentlich beschuldigt hatte, Möbel aus der Präsidentenresidenz entwendet zu haben. Ein Bundesrichter ordnete in einem am Dienstag veröffentlichten Urteil an, dass Bolsonaro und seine Frau Michelle für den "moralischen Schaden" mit umgerechnet 2400 Euro entschädigt werden müssen.

Beide Herausforderer fechten Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Algerien an

Nach der offiziell verkündeten Wiederwahl von Amtsinhaber Abdelmadjid Tebboune bei der Präsidentschaftswahl in Algerien fechten dessen zwei Herausforderer das Wahlergebnis an und werfen der Wahlbehörde Betrug vor. Der Vorsitzende der gemäßigt islamistischen Partei "Bewegung für eine Gesellschaft des Friedens" (MSP), Abdelaali Hassani, reichte am Dienstag eine Beschwerde beim Verfassungsgericht ein, in der er das vorläufige Ergebnis der Wahl anficht.

Hamas-Gesundheitsministerium: 19 Tote bei israelischem Angriff in humanitärer Zone

Bei einem israelischen Luftangriff in einer humanitären Zone im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens 19 Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden. Nach Angaben der israelischen Armee galt der Angriff auf die humanitäre Zone Al-Mawasi in der südlichen Stadt Chan Junis in der Nacht zum Dienstag einem Kommandozentrum der Hamas. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant erklärte derweil, die radikalislamische Hamas existiere als "militärische Formation" im Gazastreifen nicht mehr.

Union bricht Asylgespräche mit "Ampel" ab - gegenseitige Schuldzuweisungen folgen

Rund zwei Stunden wurde verhandelt, dann folgte der Bruch: Die Union hat die Gespräche mit der Bundesregierung und den Ländern über eine Verschärfung der Migrationspolitik für gescheitert erklärt. CDU/CSU und Koalition seien bei den Beratungen am Dienstag in Berlin "nicht zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen", sagte der CDU-Politiker Thorsten Frei. Die Ampel-Regierung bedauerte den Abbruch. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen begannen unmittelbar nach dem Scheitern der Beratungen.

Textgröße ändern: