Abschied von George Floyd bei emotionsgeladenem Trauergottesdienst
"Er hat die Welt verändert": Mit einem emotionsgeladenen Trauergottesdienst haben Angehörige, Freunde, Bürgerrechtler und Politiker Abschied von dem durch Polizeigewalt getöteten Afroamerikaner George Floyd genommen. An der Zeremonie vor Floyds Bestattung nahmen am Dienstag in der Kirche "Fountain of Praise" im texanischen Houston hunderte Gäste teil. Während wiederholt scharfe Kritik an Präsident Donald Trump laut wurde, forderte der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden ein Ende des Rassismus in den USA.
"Wir feiern sein Leben", sagte Pastor Remus Wright zum Auftakt des Gottesdienstes. Co-Pastorin Mia Wright fügte hinzu: "Wir können weinen, wir können trauern, wir werden Trost finden und wir werden Hoffnung finden."
Zu dem Trauergottesdienst für "Big Floyd" waren rund 500 Gäste geladen, viele von ihnen trugen weiße Kleidung. Bei der von viel Soul und Gospel-Musik begleiteten, dreieinhalbstündigen Zeremonie ergriffen Hinterbliebene, Weggefährten und Politiker das Wort.
"Er hat die Welt verändert", sagte der demokratische Abgeordnete Al Green. "George Floyd hat die Welt verändert. Und wir werden die Welt wissen lassen, dass er einen Unterschied ausgemacht hat."
Ex-Vizepräsident Biden mahnte in einer Videobotschaft, die USA dürften dem Problem des Rassismus nicht länger den Rücken zuwenden. "Jetzt ist die Zeit für Gerechtigkeit für alle Rassen."
Mehrere Redner übten bei dem Gottesdienst scharfe Kritik an Präsident Trump, dem vorgeworfen wird, die Spannungen in dem Land weiter anzuheizen. "Jemand hat gesagt: ’Macht Amerika wieder großartig’", sagte Floyds Nichte Brooke Williams mit Blick auf Trumps Wahlkampfslogan 2016. "Aber Amerika war nie großartig." Es dürfe keine "Hassverbrechen" mehr geben.
Der bekannte Bürgerrechtsaktivist Al Sharpton warf Trump vor, nach Floyds Tod einen Militäreinsatz gegen gewaltbereite Demonstranten angedroht, aber kein Wort über den "Polizistenmord" an Floyd gesagt zu haben. Er habe damit das Signal gesetzt, dass Polizisten bei einem Fehlverhalten keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten müssten.
Sharpton sprach wiederholt von "Bosheit an höchsten Stellen". Der Pastor William Lawson sagte, im Kampf gegen Rassismus müsse als erstes das Weiße Haus "gesäubert" werden.
Bereits am Montag hatten tausende Menschen in Houston Abschied von Floyd genommen. Der in der texanischen Großstadt aufgewachsene Familienvater wird dort an der Seite seiner 2018 verstorbenen Mutter Larcenia bestattet.
Floyds gewaltsamer Tod vor zwei Wochen hat landesweite Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus ausgelöst. Ein weißer Polizist hatte dem 46-Jährigen nach seiner Festnahme in Minneapolis fast neun Minuten lang das Knie auf den Nacken gedrückt, obwohl Floyd wiederholt beklagte, er bekomme keine Luft mehr. Floyds Satz "Ich kann nicht atmen" ging um die Welt.
Der Polizist Derek Chauvin wurde nach der Tat entlassen, festgenommen und eines "Mordes zweiten Grades" beschuldigt. Der Fall Floyd hat Forderungen nach tiefgreifenden Reformen bei der US-Polizei neuen Auftrieb gegeben.
Derweil sorgte Trump mit Äußerungen zu einem 75-jährigen Demonstranten, der in der Stadt Buffalo von Polizisten niedergestoßen und schwer verletzt worden war, für Empörung. Trump schrieb ohne jeden Beleg im Kurzbotschaftendienst Twitter, bei Martin Gugino könnte es sich um einen "Antifa-Provokateur" handeln. "Ich habe es mir angeschaut, er ist härter gefallen, als er gestoßen wurde." Der ganze Vorfall sei womöglich ein "abgekarteten Spiel", schrieb der Präsident.
Bei einer Demonstration gegen Polizeigewalt nach Floyds Tod hatten zwei Polizisten den 75-Jährigen in Buffalo im Bundesstaat New York niedergestoßen. Gugino fiel rücklings auf den Boden und zog sich eine blutende Kopfverletzung zu.
(V.Korablyov--DTZ)