Deutsche Tageszeitung - Irland will Schlüsselfigur von Schleuser-Ring nach Großbritannien ausliefern

Irland will Schlüsselfigur von Schleuser-Ring nach Großbritannien ausliefern


Irland will Schlüsselfigur von Schleuser-Ring nach Großbritannien ausliefern
Irland will Schlüsselfigur von Schleuser-Ring nach Großbritannien ausliefern / Foto: ©

Irland hat den Weg für die Auslieferung nach Großbritannien eines mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für den Tod von 39 vietnamesischen Migranten in einem Lkw-Container freigemacht. Das zuständige Gericht in Dublin werde eine Auslieferungs-Anordnung betreffend den 40-jährigen Ronan H. ausstellen, sagte Richter Paul Burns am Freitag. H. sei eine Schlüsselfigur des mutmaßlichen Schleuser-Rings und habe Fahrer "organisiert und kontrolliert", hatte die Staatsanwaltschaft zuvor dargelegt. Er war aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen worden.

Textgröße ändern:

Die Leichen der 39 vietnamesischen Migranten waren Ende Oktober 2019 in einem Industriegebiet östlich von London in einem Kühl-Lastwagen entdeckt worden. Laut Obduktionsbericht starben die in einem Container eingesperrten Menschen an Sauerstoffmangel und Überhitzung.

H., dem Totschlag und die Organisation illegaler Migration vorgeworfen wird, nahm die Entscheidung wortlos auf. Seine Anwälte hatten gegen eine Auslieferung plädiert und angeführt, Großbritanniens juristische Zuständigkeit sei nicht geklärt. Der Richter widersprach: Er sehe "keine solchen Zweideutigkeiten". Zwar habe die Planung möglicherweise grenzübergreifend stattgefunden, die Ermittlungen hätten aber ergeben, dass die Menschen gestorben waren, als der Container sich bereits in Großbritannien befand. Der Container mit den Vietnamesen war auf einer Fähre von Belgien aus nach Großbritannien gebracht worden.

Der Verdächtige H. soll innerhalb von zehn Tagen nach dem für Montag vorgesehenen Inkrafttreten der Auslieferungs-Anordnung nach Großbritannien gebracht werden.

Ein irisches Berufungsgericht lehnte am Freitag den Antrag eines weiteren mutmaßlichen Schleusers gegen eine Auslieferung nach Großbritannien ab. Der 23-jährige Eamonn H. soll den Anhänger in die belgischen Hafenstadt Zeebrügge gebracht haben, bevor er auf die Fähre nach Großbritannien geladen wurde. Richterin Aileen Doonnelly sagte, es seien "alle Voraussetzungen für eine Auslieferung" gegeben.

In dem Fall, der im Oktober vergangenen Jahres weltweit Entsetzen ausgelöst hatte, waren zuvor mehrere Dutzend Verdächtige in Großbritannien, Frankreich, Belgien und auch Deutschland verhaftet worden. Fünf Verdächtige stehen in Großbritannien vor Gericht sowie jeweils 13 in Frankreich und Belgien. Auch der Fahrer des Kühl-LKW wurde festgenommen und hat sich schuldig bekannt.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Niedrige Wahlbeteiligung: Öffnung der Wahllokale in Algerien verlängert

Angesichts einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung ist bei der Präsidentschaftswahl in Algerien die Öffnung der Wahllokale um eine Stunde verlängert worden. Bis 17.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MESZ) lag die Wahlbeteiligung laut Wahlbehörde Anie bei 26,46 Prozent - und damit rund sieben Prozentpunkte niedriger als zur selben Uhrzeit bei der vorherigen Präsidentschaftswahl im Jahr 2019. Laut Anie wurde auf "Aufforderung einiger Koordinatoren" die Öffnung der Wahllokale bis 21.00 Uhr MESZ verlängert.

Großbritannien und Irland sprechen sich für "Neustart" ihrer Beziehungen aus

Bei einem Besuch des britischen Premierministers Keir Starmer im EU-Mitgliedsstaat Irland haben Starmer und der irische Regierungschef Simon Harris den gemeinsamen Willen zu einem "Neustart" ausgedrückt. Das Treffen in Dublin finde statt, um "auszuloten, wie ein Neustart in der Praxis für unsere Bürger auf beiden Inseln aussehen könnte", sagte Harris am Samstag zu Beginn der Gespräche. Es war der erste Besuch eines britischen Premierministers in Irland seit fünf Jahren.

Ukraine-Krieg: Ex-Botschafter Melnyk regt diplomatische Initiative Deutschlands an

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andryj Melnyk, sieht die Bundesregierung in der Lage, eine diplomatische Lösung für den Ukraine-Krieg auszuloten. "Deutschland könnte eine diplomatische Vermittlung anstoßen", sagte Melnyk in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" (Wochenendausgabe). In dieser Hinsicht könne Berlin eine "genauso wichtige Rolle" wie die USA übernehmen, fügte der mittlerweile als ukrainischer Botschafter in Brasilien tätige Diplomat hinzu.

Präsidentenwahl in Algerien: Amtsinhaber Tebboune trotz Kritik absoluter Favorit

Bei der Präsidentschaftswahl in Algerien ist Amtsinhaber Abdelmadjid Tebboune am Samstag als klarer Favorit angetreten. Spannend bei dem Urnengang, zu dem 24 Millionen Bürger aufgerufen waren, war weniger, wer gewinnt, als die Frage, wie viele Wähler der mit harter Hand regierende Tebboune mobilisieren kann. Bei seiner Wahl im Jahr 2019 waren 60 Prozent der Bürger den Wahlurnen ferngeblieben.

Textgröße ändern: