Laschet beansprucht Kanzlerkandidatur für die CDU
Die Debatte in der Union über die Kanzlerkandidatur kommt nach der coronabedingten Pause wieder in Schwung. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) beanspruchte die Kandidatur in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" für die CDU - und bremste mögliche Ambitionen von CSU-Chef Markus Söder aus. Laschet, der für den CDU-Vorsitz kandidiert, sprach sich für eine Verbindung von Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur aus.
Der Ministerpräsident verwies in dem Interview auf Aussagen von Söder, der als möglicher Rivale um die Kanzlerkandidatur gilt: Söder habe "schon selbst klar geäußert", dass er nicht als Kanzlerkandidat der Union zur Verfügung stehe, sagte Laschet. "Das nehme ich ernst."
Söder hatte eigene Ambitionen aufs Kanzleramt wiederholt ausgeschlossen. Angesichts seiner derzeit guten Umfragewerte gibt es allerdings Spekulationen, ob er nicht doch an einer Kanzlerkandidatur interessiert sein könnte.
Laschet sprach sich dafür aus, dass ein Bundeskanzler der Union auch CDU-Parteichef sein solle. "Viele in der Union teilen die Auffassung, dass die Erfolge unter Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Merkel auch auf die Verbindung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz zurückzuführen sind", sagte er. Dies habe auch er "immer so gesehen und gesagt".
Ähnlich hatte sich am Freitag bereits die scheidende CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer geäußert. "Wir werden zunächst den Vorsitz der CDU neu bestimmen", sagte sie dem Magazin "Focus". "Der hat aus unserer Sicht den ersten Anspruch auf die Kanzlerkandidatur."
Neben Laschet kandidieren noch der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Ex-Umweltminister Norbert Röttgen für den CDU-Vorsitz. Sie treten auf dem Parteitag im Dezember in einer Kampfkandidatur gegeneinander an. Nach der Klärung des CDU-Vorsitzes müssen sich die beiden Unionsparteien auf einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten einigen - dies ist für Januar 2020 vorgesehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will bei der Wahl 2021 nach vier Amtszeiten nicht mehr antreten.
Gesundheitsminister Jens Spahn, der ebenfalls als Anwärter für den CDU-Vorsitz galt, hatte im Februar auf eine eigene Kandidatur verzichtet und seine Unterstützung für Laschet erklärt. An Spahns Plänen habe sich nichts geändert, sagte Laschet: "Wir haben uns beide gemeinsam entschieden als Team anzutreten."
Spahn, der in der Corona-Krise als Gesundheitsminister eine wichtige Rolle spielt, verzeichnet derzeit ebenfalls steigende Umfragewerte. Ausdrückliches Lob bekam er am Wochenende von dem in der CDU einflussreichen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble. "Wir wollen ja hier nicht über Kandidaten für den CDU-Vorsitz reden", sagte Schäuble dem "Spiegel". Aber in der Corona-Pandemie mache Spahn "seine Sache gut", fügte er hinzu.
Die CDU hatte in der Corona-Krise ihre Umfragewerte erheblich verbessern können. In der wöchentlichen Umfrage des Instituts Kantar für die "Bild am Sonntag" lag sie nun bei 39 Prozent, ein Punkt mehr als in der Vorwoche. Der Koalitionspartner SPD verharrte bei 15 Prozent.
Die Grünen stiegen um einen Punkt auf 17 Prozent, die AfD konnte ebenfalls einen Punkt zulegen auf neun Prozent. Die Linke verlor einen Punkt und kam auf sieben Prozent, die FDP blieb stabil ebenfalls bei sieben Prozent. Für die Erhebung befragte das Institut vom 4. bis zum 9. Juni insgesamt 1934 Menschen.
(P.Tomczyk--DTZ)